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Aus: Ausgabe vom 06.02.2025, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Agrarwirtschaft

Betrugsfall Olivenölpreis

Verbraucherschützer haben Plantagenbesitzer im Verdacht
Von Carmela Negrete
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Wird mehr und mehr zum Luxusgut: Öl aus sonnengereiften Oliven im spanischen Staat

Die Olivenölpreise fallen. Doch nun stellt sich die Frage: War der Grund für den Preisanstieg allein die witterungsbedingt schlechte Ernte? Oder steckt womöglich eine Strategie der Zwischenhändler dahinter? Die spanische Verbraucherschutzorganisation Facua tippt auf letzteres. Denn beim Preis von Olivenöl gab es in den vergangenen fünf Monaten zahlreiche Unstimmigkeiten, so jüngst Experten der Facua. Demnach sei der Preis in dem Zeitraum um vier Euro gefallen, für Endverbraucher habe es aber nur eine Preissenkung von drei Euro gegeben. Offenbar hat irgend jemand in der Handelskette Extrakasse gemacht. Bloß wer?

Es wirkt wie eine Fahndung nach dem Dieb: Die Facua nahm für ihre Studie den Preis, den das Ministerium für Landwirtschaft, Fischerei und Ernährung für den Liter Olivenöl registriert hatte: nämlich 8,24 Euro in den ersten zwei Januarwochen gegenüber jenen 4,05 Euro zwei Wochen zuvor, die die Olivenbauern ausgezahlt bekamen. Verbraucherschützer glichen anschließend die Preise in den Supermärkten ab. Hier fiel ihnen auf, dass offenbar unter anderem die gesenkte Mehrwertsteuer auf Lebensmittel nicht korrekt an die Kunden weitergegeben worden sei. Facua forderte die zuständigen Regierungsbehörden auf, einem möglichen Steuerbetrug nachzugehen.

Fest steht: Vor einem Jahr war der Preis von Olivenöl in die Höhe geschossen. Die Flaschen wurden sogar diebstahlgesichert. Aufgrund besserer Ernten ist der Preis inzwischen gesunken, der Vorrat gewachsen. Gut für die Kundschaft.

Die Preissenkung hat jedoch die Bauern verärgert. Der Präsident des Spanischen Olivenölbauernverbands, Pedro Barato, erklärte unlängst gegenüber dem spanischen Fernsehen TVE, dass, zu günstiges Olivenöl »eine Krise im produzierenden Sektor verursachen könnte«. Der Export soll sich jedoch derzeit erholen. Man müsse einen Mittelweg finden, bei dem die Preise weder am Boden liegen noch astronomisch hoch sind, da dies weder für die Produzenten noch für die Bevölkerung gut wäre. Es habe mehrere Kampagnen gegeben, in deren Folge die Produktion um rund die Hälfte gefallen war. Die Erholung war spürbar, erwartet werden rund 1.200 Tonnen, sagte Barato, dessen Name auf Spanisch ironischerweise »billig« bedeutet.

Ein Jammern auf hohem Niveau, will man meinen. Denn die Hochpreispolitik dürfte zu Gewinnen geführt haben, nicht zu Verlusten. Ferner bleibt es den Bauern überlassen, wohin sie ihre Olivenölernte liefern. Etwa an zahlungskräftige ausländische Abnehmer. Inzwischen gilt Olivenöl auf internationalen Märkten als Luxusgut. Wenig überraschend, dass Andalusien als klassische Anbauregion einen historischen Höchststand bei Olivenölexporten verzeichnet samt großem Sprung bei den Umsatzerlösen.

Ganz anders sieht es bei Landarbeitern aus, die die Oliven pflücken. Ihr Lohn reicht kaum zum Leben. Ein Beispiel dazu lieferte Diego Cañamero, der langjährige Chef der Andalusischen Arbeitergewerkschaft SAT. Er hatte auf seine Pension als Abgeordneter in spanischen Parlament verzichtet und muss nun, nachdem er in Rente gegangen ist, weiterarbeiten, um leben zu können. Dazu wurde er Mitte Januar im andalusischen Fernsehen Canal Sur interviewt. 798 Euro bekommt er als Pension, nachdem er mehr als 40 Jahre als Landarbeiter in die Sozialversicherung eingezahlt habe. Er gehe in die Olivenhaine, um den Boden nach gefallenen Oliven abzusuchen. Mit dem Einverständnis der Eigentümer der Fincas. Eine Tätigkeit, die auf andalusisch »rebuscar« (»suchen«) heißt. Ein typischer Job von Tagelöhnern, um den kargen Verdienst aufzubessern.

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  • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (5. Februar 2025 um 22:29 Uhr)
    Olivenölplantagen sind eine langfristige Investition – in den ersten zwanzig Jahren tragen sie kaum Früchte! Doch in unserer Zeit zählt für viele vor allem die Rendite. Natürlich kann der Markt kurzfristig manipuliert werden, doch auf mittlere Sicht schlägt der Bumerang immer zurück und reguliert die Preise von selbst. Manipulationen mögen kurzfristig lukrativ sein, doch auf lange Sicht setzen sich die Marktgesetze durch – ob man sie nun erkennt oder wahrhaben will. (Frei nach Marx)

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