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Aus: Ausgabe vom 08.02.2025, Seite 3 / Schwerpunkt
Wahlen in Ecuador

Programmatische Kontraste

»Rückgewinnung der Heimat« gegen Ausverkauf des Landes. Ecuadors Präsidentschaftskandidaten Noboa und González
Von Volker Hermsdorf
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Wahlkampf der linken Partei Revolución Ciudadana mit Spitzenkandidatin Luisa González (Guayaquil, 6.2.2025)

Nach der Abstimmung am Sonntag könnte es erneut zur Stichwahl zwischen Luisa González und Daniel Noboa kommen. Von zehn Umfrageinstituten sahen in den vergangenen drei Wochen fünf den amtieren Präsidenten vorn und sagten ihm zwischen 32,1 und 47 Prozent der Stimmen voraus. Die andere Hälfte prognostizierte den Sieg der linken Kandidatin, die sie mit Werten von 39,7 bis 46 Prozent vor dem Amtsinhaber sehen. Beide Favoriten vertreten unterschiedliche Interessengruppen und stehen für gegensätzliche Konzepte zur Zukunft des Landes.

Noboa stammt aus der reichsten Familie Ecuadors mit einem laut Forbes geschätzten Vermögen von einer Milliarde Dollar. Er wurde in Miami geboren, besitzt die US-Staatsbürgerschaft und ist der Sohn des Bananenmagnaten Álvaro Noboa. Seine Kandidatur wird von internationalen Wirtschaftseliten und den USA unterstützt. Außenpolitisch unterwirft er sich Washington und durfte als einer der wenigen lateinamerikanischen Präsidenten – neben Javier Milei (Argentinien) und Santiago Peña (Paraguay) – an der Amtseinführung von Donald Trump teilnehmen. Nach Interventionen des US-Südkommandos erließ er im Dezember ein Dekret, mit dem die Galápagosinseln – ein weltweit geschütztes Naturreservat und UNESCO-Welterbe – in eine US-Militärbasis umgewandelt werden dürfen. In Lateinamerika wird er u. a. auch für seine Nähe zur israelischen Regierung kritisiert – sowie für ein Treffen mit dem Exkandidaten der venezolanischen Rechten, Edmundo González, den er als »Präsidenten Venezuelas« anerkannt hat. Innenpolitisch vertritt Noboa einen neoliberalen Kurs, regiert mit Dekreten, rief mehrfach den Ausnahmezustand aus und lässt politische Gegner, Gewerkschafter und Vertreter sozialer Bewegungen verfolgen.

Die Rechtsanwältin Luisa González wäre bei einem Sieg die erste gewählte Präsidentin in der Geschichte des Landes. Nachdem der später von Einsatzkräften gewaltsam aus seinem Asyl in der mexikanischen Botschaft entführte und in einen Hochsicherheitstrakt eingesperrte ehemalige Vizepräsident Jorge Glas 2023 die Nominierung abgelehnt hatte, war sie von der Bewegung »Revolución Ciudadana« (RC) als Präsidentschaftskandidatin aufgestellt worden. Obwohl sie im ersten Wahlgang mit gut 33 Prozent noch knapp zehn Prozentpunkte vor Noboa gelegen hatte, unterlag sie bei der Stichwahl. Dem Millionär war es gelungen, die Anhänger anderer Parteien des rechten und konservativen Sektors zu gewinnen, während das progressive Lager zersplittert war. González erinnerte den Sieger daran, dass er während seines Wahlkampfes angekündigt hatte, allen Schulabgängern einen Studienplatz zu garantieren, die Mindestrente anzuheben und neue Arbeitsplätze zu schaffen, wofür sie ihm ihre Unterstützung anbot. Jetzt hofft sie, davon zu profitieren, dass Noboa keines seiner Versprechen umgesetzt hat, Armut, Not und Gewalt statt dessen weiter um sich greifen und das Land polarisiert ist wie nie zuvor. In ihrem Wahlprogramm legte sie unter dem Motto »Rückgewinnung der Heimat« die Schwerpunkte auf Maßnahmen zur Bildung, zu besserer Gesundheitsversorgung und zur Schaffung von Arbeitsplätzen. Laut Beobachtern ist der Wahlausgang zwar ungewiss, doch Luisa González wirke politisch besser vorbereitet sei als 2023.

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