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Aus: Ausgabe vom 10.02.2025, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Konkurrenz um Elektromobilität

Schlupfloch Marokko

Im Zollkrieg USA gegen China steigt der Druck auf die afrikanischen Länder
Von Georges Hallermayer
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Byd zögert noch, eine Fabrik zum Bau von Elektrobussen in Marokko zu errichten (hier in Jakarta am 19.6.2024)

Der Konkurrenzkampf von Präsident Donald Trump mit dem systemischen Gegner Volksrepublik China greift auch auf Afrika über. Und man braucht kein Hellseher zu sein, dass die USA den Druck auf afrikanische Länder erhöhen werden, auch wenn vorerst »Landgrabbing« andernorts Priorität hat. Das US-Gesetz African Growth and Opportunity Act (AGOA), das afrikanischen Staaten südlich der Sahara zollfreien Zugang zum US-amerikanischen Markt erlaubt, läuft Ende Juni aus. Dem US-Kongress liegt zwar ein Gesetzentwurf zur Verlängerung von AGOA bis ins Jahr 2041 vor. Man darf aber davon ausgehen, dass das Gesetz in Verhandlungen mit der Afrikanischen Union auch als Druckmittel eingesetzt werden wird.

Ausgemacht ist der Druck bereits gegenüber der Demokratischen Republik Kongo. Die kongolesische Überprüfung der chinesischen Bergbau­investitionen reichte den USA nicht. Das seit Juli 2023 vorbereitete US-Gesetz zur Sicherung des US-amerikanischen Zugriffs auf kritische Mineralien aus dem Kongo könnte vermittelt über Sanktionsdrohungen den afrikanischen Kontinent möglicherweise in den bislang verdeckten Wirtschaftskrieg hineinziehen.

Doch so einfach wird es für Trump nicht werden. So berichtete Africa Intelligence, dass der Satellitengigant des Trump-Vertrauten Elon Musk, Space X, bei seinem Vorhaben, den Server »Starlink« auf dem Kontinent zu verbreiten, »auf große Hindernisse und auf eine Front lokaler Telefongesellschaften« stoße.

Aus Südafrika kommt Gegenwind. Trump drohte vorige Woche Südafrika mit Einstellung der Hilfszahlungen, nachdem das Bodenreformgesetz zur Enteignung ohne Entschädigung erlassen wurde. Südafrika wies Trumps Drohungen zurück: »Wenn (die USA) uns kein Geld geben, sollten wir ihnen auch keine Mineralien geben«, sagte am 2. Februar Südafrikas Bergbauminister Gwede Mantashe in Cape Town. Zum Beispiel Platinum: Laut der Nachrichtenplattform Semafor Africa beträgt Südafrikas Anteil am US-Import des Edelmetalls 36,5 Prozent.

In Marokko aber greift Unsicherheit um sich, wie Le Monde Afrique am 3. Februar berichtete. Washington will auch hier die Bedingungen für chinesische Batterien, die in die USA eingeführt werden, neu bewerten. Da Marokko das einzige afrikanische Land ist, das mit den USA ein Freihandelsabkommen hat, spielt das Königreich als »Einfallstor« in den US-Markt eine bedeutende Rolle. »Chinesische Firmen wollen in Marokko von den US-Subventionen für Elektrofahrzeuge profitieren«, schrieb Africanews. Rund zehn Milliarden US-Dollar haben chinesische Unternehmen in den wachsenden marokkanischen E-Auto-Sektor investiert. Aktuelle Beispiele sind etwa der chinesisch-deutsche Batteriehersteller (VW) Gotion High-tech, der 6,3 Milliarden Dollar in eine Gigafabrik investiert, die im nächsten Jahr die Produktion aufnehmen soll. Zusammen mit Al Mada, einem marokkanischen Investitionsfonds, lässt der Zulieferer CNGR seit Januar in der Nähe des Ozeanhafens Jorf Lasfar Kathoden für E-Autos herstellen. Die Gruppe Zejiang Hailiang investierte im vorigen Jahr 288 Millionen Dollar in die Kupferindustrie zur Herstellung von Batterien. In einem Joint Venture mit der südkoreanischen LG Energy Solution entstand im April 2023 die Sichuan Yahua Industrial Group für die Herstellung von Lithium-Komponenten für den europäischen und US-amerikanischen Markt.

In Marokko hat sich in den vergangenen zehn Jahren eine mächtige Automobilindustrie etabliert – mit Renault als Marktführer. Gemessen an der Anzahl der produzierten Kraftfahrzeuge hat Marokko Südafrika inzwischen überholt. Der Anteil der Autoindustrie am Bruttoinlandsprodukt beträgt mittlerweile 22 Prozent.

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