Börsenrekord durch Rüstung
Von Susanne Knütter
Die Aussichten auf eine Friedenslösung für die Ukraine sorgte in der letzten Woche dafür, dass der Aktienkurs von Rheinmetall einbrach. Allerdings nur kurzzeitig. Denn klar ist: Europa wird auch ungeachtet einer möglichen Friedenslösung im Ukraine-Krieg künftig mehr in die eigene Verteidigungsfähigkeit investieren, urteilten Marktbeobachter laut dpa letzten Donnerstag.
Zum Wochenstart dann ein neuer Rekord an der Frankfurter Börse. Der Dax kletterte am Montag um knapp ein Prozent auf ein neues Allzeithoch von 22.719,12 Punkten. Und nicht nur der. Der Euro Stoxx 50 zog um 0,3 Prozent auf bis zu 5.512 Zähler an. Befeuert wurde die Rally an den europäischen Börsen vom Boom bei den Rüstungskonzernen. Der entsprechende europäische Index lag gut drei Prozent im Plus.
»Derzeit geht es in der Diskussion nicht mehr darum, ob wir unsere Verteidigungsausgaben erhöhen sollen. Die Diskussion dreht sich jetzt darum, wie Europa diese finanzieren wird«, sagte Teeuwe Mevissen, Ökonom bei der Rabobank, laut Reuters am Montag. Vor diesem Hintergrund sehen Börsianer weiter glänzende Aussichten für den Rüstungssektor. Die Titel von Rheinmetall sprangen zeitweise um mehr als elf Prozent auf ein Allzeithoch von 909 Euro. Der Rüstungszulieferer Hensoldt verteuerte sich zeitweise um 12,5 Prozent, der Augsburger Panzergetriebehersteller Renk um fast 17 Prozent. Die Anteilsscheine des britischen Rüstungskonzerns BAE Systems zogen um bis zu 6,5 Prozent an.
Untermauert wurde der allgemeine Rüstungskurs am Montag durch eine Simulation des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Demnach könnten bis zu 200.000 Jobs entstehen, wenn die BRD ihre Verteidigungsausgaben schuldenfinanziert von zwei auf drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigern würde. Für die deutsche Volkswirtschaft wären höhere Ausgaben für die Verteidigung zwar eine erhebliche Belastung, sagte IAB-Forscher Enzo Weber. Über Schulden finanziert aber sei mit einer Steigerung der Wirtschaftsleistung um ein Prozent zu rechnen.
Zur Erinnerung: Öffentliche Investitionen in die allgemeine Infrastruktur von mehr als 100 Milliarden Euro in den kommenden vier Jahren würden das Bruttoinlandsprodukt um 1,5 Prozent steigern. Das ermittelte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung letzte Woche.
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Leserbrief von Ullrich-Kurt Pfannschmidt (18. Februar 2025 um 08:18 Uhr)Um diesen »Erfolg« von Rheinmetall und anderen richtig einschätzen zu können, wären Vergleiche mit Rüstungsfirmen in anderen Staaten hilfreich. Beispielsweise mit russischen Konzernen, die die russische Armee bewaffnen. Wie wirkt sich der Ukraine-Krieg auf ihre Gewinne aus?
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Leserbrief von Fred Buttkewitz aus Ulan - Ude (18. Februar 2025 um 11:31 Uhr)Die Rüstungsindustrie in Russland ist vorwiegend in Staatsbesitz und setzt die Anforderungen und Planungen der staatlichen Gremien um. Der Staat möchte es möglichst billig haben, da ansonsten die Staatsverschuldung, Inflation usw. noch mehr steigen würden und die anderen staatlichen Aufgaben leiden. Der Staat hat da auch gewisse Hebel und Entscheidungsbefugnis, was produziert wird, was nicht sowie auf die Preisgestaltung. Die Rüstungsbetriebe in Deutschland oder den USA sind dagegen in Privatbesitz und möchten es möglichst teuer verkaufen. Dazu gehören auch überalterte und nicht mehr zweckmäßige atomwaffenfähige Flugzeuge, solange sie einen Dummen finden, den sie erpressen können, das zu kaufen. Denen sind die übrigen staatlichen Aufgaben absolut egal und die Staatsverschuldung ebenfalls. Das ist einer der Gründe, warum die Militärausgaben in Russland oder China um ein Vielfaches niedriger liegen als im Westen und warum Russland bisher im Vergleich zum Westen eine verschwindend geringe Staatsverschuldung hat. Privatproduzenten und staatliche Produzenten wollen für ihren Betrieb zwar hohe Gewinne, unterliegen aber einer unterschiedlich starken Kontrolle und Einwirkungsmöglichkeit durch den zahlenden Staat.
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