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Aus: Ausgabe vom 21.02.2025, Seite 8 / Ansichten

Gängebohrer des Tages: Wolfgang Porsche

Von Arnold Schölzel
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Wolfgang Porsche in einem Produkt seines Hauses (27.3.2023)

Dem Milliardär ist nichts zu schwär. Leistungsträger Wolfgang Porsche – Erbe und Mehrer des etwa 22-Milliarden-Euro-Familienvermögens, für das sein Großvater Ferdinand Porsche als Lieblingsingenieur des Führers u. a. durch Sklavenarbeit im heutigen VW-Werk Wolfsburg die Grundlage schuf – besitzt einige Edelimmobilien. Im Oktober 2020 kam das »Paschinger-Schlössl« hoch über Salzburg für lächerliche 8,4 Millionen Euro hinzu. Er wolle das Weltkulturerbegebäude sanieren und dort an Stefan Zweig erinnern, ließ er damals verlauten. Der Schriftsteller wohnte in der Villa von 1919 bis 1934, bevor er ins Exil ging und 1942 in Brasilien aus Verzweiflung über den Weltzustand Selbstmord beging.

Das Sanieren ist fast geschafft, von Erinnerung an Zweig aber keine Rede mehr, dafür von geplanten Schachtarbeiten: Porsche entdeckte, dass die Zufahrt zum Schlössl steil, zugig, eng und oft von Touristen bevölkert ist. Er will daher den Berg auf 500 Meter Länge für einen Autotunnel durchbohren lassen, an dessen Ende eine Parkkaverne für neun Autos schaffen, um dann ohne Pöbelgequatsche und -gerüche per Lift nach oben zu gelangen. Juristisch ist das kein Problem, denn der größte Teil des Berges gehört ihm selbstredend, und in Österreich besagt das »Kellerrecht«: Du darfst unter Deinem Grundstück bis zum Erdkern bohren. Einziges Hindernis: In den Tunnel geht es nur über eine stadteigene Tiefgarage. Aber, stellt sich nun heraus: Kurz vorm Ausscheiden aus dem Amt verscherbelte der damalige ÖVP-Bürgermeister im Frühjahr 2024 das Wegerecht an Porsche für 40.000 Euro. Der Gemeinderat blieb ahnungslos, nun kam’s raus – und nichts passiert. Kann in einer Stadt, die »in Wirklichkeit eine Todeskrankheit« (Thomas Bernhard) ist, auch nicht anders sein. Bevor sie tot ist, bohrt der Verweser schon seine Gänge.

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