Katastrophengewinner Munich Re
Von Wolfgang Pomrehn
Planübererfüllung kann man nicht nur in China, sondern auch bei der Münchener Rück oder Munich Re, wie sich der weltgrößte Rückversicherer gerne nennt. Bei ihm geht es allerdings nicht wie in Fernost um die Energiewende, Solarparks und die Eindämmung der Klimakrise, sondern um das Geschäft mit kleinen und großen Katastrophen. Dieses lohnt sich offensichtlich ganz gewaltig. Der Konzern konnte im Geschäftsjahr 2024 seine ohnehin schon obszöne Eigenkapitalrendite von 15,8 Prozent auf 18,2 Prozent steigern. Entsprechend übertraf das Konzernergebnis, der Gewinn vor Steuern, Abschreibungen und Zinsen, die angestrebten fünf Milliarden Euro deutlich. 5,67 Milliarden Euro waren es 2024, doch sehr viel ist für die Münchener noch lange nicht genug. Deshalb sollen es im laufenden Jahr sechs Milliarden werden. Die Dividende steigt um 33 Prozent auf 20 Euro pro Aktie, zusätzlich werden zwei Milliarden Euro durch Aktienrückkäufe verteilt, um den Kurs des Papiers weiter in die Höhe zu treiben.
Alle Geschäftszweige liefen bestens. Sowohl die Kapitalanlagen, die Devisengeschäfte als auch das Geschäftsfeld Rückversicherungen ließen die Kassen reichlich klingeln. Bei letzterem waren es vor allem die Lebens-, Unfall- und die Versicherungen kleinerer Schäden, die viel Geld einbrachten. Wieviel die Versicherung von Naturkatastrophen beitrug, geht aus den am Mittwoch veröffentlichten Zahlen nicht hervor. Die Rückversicherer allgemein konnten in der Vergangenheit in der Folge von Naturkatastrophen ihre Preise für Versicherungsschutz allerdings kräftig erhöhen. Auch wenn dieser viel kostet. Die Münchener Rück gibt eine Belastung für Großschäden aus Naturkatastrophen in 2024 mit 2,644 Milliarden Euro an. Das seien rund 300 Millionen Euro mehr als im Vorjahr gewesen. Mit rund 500 Millionen Euro sei Hurrikan »Helene« der teuerste »Einzelschaden« des Jahres für die Münchener Rück gewesen. Der Sturm war einer der schwersten in der Geschichte der USA und hatte Ende September im Südosten des Landes große Verwüstungen angerichtet. 219 Menschen starben, und der Gesamtschaden belief sich auf 78,7 Milliarden US-Dollar (75 Milliarden Euro). Zwei Wochen nach »Helene« war Hurrikan »Milton«, der zweitstärkste je über dem Atlantik beobachtete Tropensturm, auf die Küste Floridas gestoßen und hatte dort einen Schaden von 34,3 Milliarden US-Dollar (32,7 Milliarden Euro) angerichtet. In den Münchener Büchern entstand daraus eine Belastung von 400 Millionen Euro.
Noch teurer werden für die Rückversicherer vermutlich die Brände in Los Angeles im Januar dieses Jahres ausfallen. Eine Belastung von 1,2 Milliarden Euro wird erwartet – auch das nur ein winziger Teil des tatsächlich entstandenen Schadens, der auf 380 Milliarden US-Dollar (363 Milliarden Euro) geschätzt wird. Die weiter gesteigerte Gewinnerwartung scheint diese Belastung jedoch nicht zu schmälern.
Derweil treibt das gute Ergebnis der Münchener Rück auch den Dax, den Index der größten deutschen Aktiengesellschaften, weiter in die Höhe. Seit rund 15 Jahren zeigt dieser einen stark positiven Trend. Zuletzt wurde der Anstieg sogar noch einmal erheblich steiler. Mit deutlich über 22.000 Punkten scheint es in Siebenmeilenstiefeln dem nächsten Börsencrash entgegenzugehen. Immerhin ist der Wert rund dreimal so hoch wie auf dem Höhepunkt des letzten großen Aktienhypes, der dem großen Absturz 2007/08 vorausging.
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