Nachschlag: Die Morde des Herrn ARD

Mittlerweile hat der »Tatort« jede Totart durch. Beinahe könnte man’s nicht mehr sehen, doch sehen konnte man es eigentlich noch nie. Ein Blick ins Format ist ein Blick in die Seele der Bundesrepublik. Man sieht nichts, aber davon eine Menge. Das 1970 ins Leben gerufene Format, das am Sonntag seine 1.295. Erlaubnis zu langweilen hatte, ist ein Zeugnis der Wallanderisierung des Krimis, lange bevor es Kurt Wallander gab. An dem wurde, was den »Tatort« ausmacht, noch deutlicher: Die dem Krimigenre wesentliche Struktur, das intelligible Schachspiel zwischen Täter und Ermittler, wird reduziert, soweit es geht, und dann noch mal so weit. An die Stelle der kriminalistischen Dramaturgie tritt das sozialkritische Charakterdrama. Figur und Milieu werden genrewidrig alles, sind aber dennoch bloß Amalgam. So sieht man anstelle von Ermittlern Menschen – leidend an der Welt, zerbrochen an gebrochenen Familien, manche von ihnen haben Humor, andere sind sozialkritisch. Auf den Senkel gehen sie einem alle. (fb)
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