Dein roter Faden in wirren Zeiten
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Aus: Ausgabe vom 11.03.2025, Seite 2 / Ausland
Syrien

Milizen in Syrien morden weiter

Bisher kein Ende der dschihadistischen Gewalt gegen Minderheiten
Von Wiebke Diehl
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Laut der »Übergangsregierung« in Damaskus herrscht wieder Ruhe in Latakia (10.3.2025)

Nach der Tötung Hunderter, wenn nicht gar Tausender Alawiten am Wochenende hat die demokratisch nicht legitimierte »Übergangsregierung« Syriens unter HTS-Chef Ahmed Al-Scharaa den am Donnerstag begonnenen Militäreinsatz in der Küstenregion des Landes für beendet erklärt. »Alle Zellen und Regimeüberbleibsel« in Städten wie Latakia und in der Provinz Tartus seien »neutralisiert« worden, so Hassan Abel, Sprecher des »Verteidigungsministeriums« der Miliz Haiat Tahrir Al-Scham (HTS). Nach eigenen Angaben setzte die »Regierung« eine »unabhängige« Untersuchungskommission ein, »die Übergriffe auf Zivilisten untersuchen und die Verantwortlichen identifizieren« solle.

Die für unzählige in den letzten Jahren begangene Kriegs- und Menschenrechtsverbrechen bekannte HTS versuchte bereits am Wochenende, von ihrer Schuld abzulenken: Sie behauptete, »unorganisierte Massen von Zivilisten und Kämpfern« seien außer Kontrolle geraten und für die Greueltaten verantwortlich. Tatsächlich sind es Milizionäre der HTS und mit ihr verbündete dschihadistische Gruppen, die seit dem Sturz der Regierung Baschar Al-Assads Anfang Dezember Angehörige von Minderheiten jagen, entführen, vergewaltigen und massakrieren. Diese Kämpfer sind inzwischen größtenteils vom Verteidigungsministerium integriert worden.

Während auf der Plattform X Zahlen von bis zu 9.000 über das Wochenende getöteten alawitischen Zivilisten kursieren, spricht die in Großbritannien ansässige »Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte« von knapp tausend Todesopfern. Ihr zufolge sind die »Tötungen, Exekutionen und ethnischen Säuberungsaktionen«, denen auch zahlreiche Kinder zum Opfer fielen, noch nicht vorbei. Die Gesellschaft für bedrohte Völker sprach am Montag von Hinweisen auf einen Genozid an den Alawiten Syriens. Der Patriarch der orthodoxen Kirche von Antiochien, Johannes X., sagte am Sonntag in einer Predigt, auch Christen seien betroffen.

Ein in Damaskus abgehaltener Schweigemarsch für die getöteten Zivilisten wurde am Sonntag abend von HTS-Kämpfern aufgelöst, die Parolen gegen Alawiten skandierten und die Gründung eines »sunnitischen Staates« forderten. Für Montag hatten die USA und Russland eine Sitzung des UN-Sicherheitsrats beantragt.

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  • Leserbrief von Manfred Kern aus Schwetzingen (11. März 2025 um 00:42 Uhr)
    Ich finde den Artikel sehr einseitig. Kein Wort über die Verbrechen, die Assad mit Hilfe Putins an seinem Volk verübte. Keinerlei Mitgefühl mit den Tausenden, die gelitten, Freunde und Familienangehörige verloren haben, die nicht mehr an eine Befreiung ihres Landes glaubten und jetzt die Hoffnung haben dürfen, dass es dort eben gerade keinen sunnitischen oder sonstwie weltanschaulich oder religiös uniformierten Staat mehr geben wird. Diese Menschen, die nichts weiter wollen als Frieden und Demokratie, sollte man unterstützen und nicht den nach Russland zu seinem mächtigen, brutalen Freund geflohenen, feigen Ex-Diktator.
    • Leserbrief von CMF aus Ehemalige Friedensstadt OS (11. März 2025 um 18:02 Uhr)
      Was in Herrgottsnamen haben die im Artikel beschriebenen Ruhmestaten der »Sicherheitskräfte« des nouveau regime eines al-Julani mit dem anciens regime zu tun? Und woran machen sie fest, dass ein aus dem Nichts erstandener Kriegsherr und Mitinsasse eines gewissen al-Baghdadi, al-Julani keinen »weltanschaulich und religiös uniformierten Staat« anstreben würde, an dessem guten Wort und »sanften Lächeln«, wie es perverserweise mal in hiesigen Nachrichtenagenturen hieß? Dem falschen Wort des Golaners folgen fortwährend die bösen Taten. Die Frage steht derweil angesichts solcher Exzesse wahrlich im Raum, ob es den einen syrischen Staat überhaupt noch geben wird geschweige denn geben kann.
    • Leserbrief von Onlineabonnent/in Kristian M. aus Berlin (11. März 2025 um 15:31 Uhr)
      Ich verstehe nicht, wie man einen selbsternannten »Präsidenten« Al-Scharaa, einen Kopfabschneider und Verbrecher vor dem Herrn, als Befreiung empfinden kann – da hilft auch kein »demokratisches« Deckmäntelchen. Nach meinem Verständnis ist Syrien vom Regen in die Traufe gekommen.
    • Leserbrief von Fred Buttkewitz aus Ulan - Ude (11. März 2025 um 12:44 Uhr)
      »..... und jetzt die Hoffnung haben dürfen, dass es dort eben gerade keinen sunnitischen oder sonstwie weltanschaulich oder religiös uniformierten Staat mehr geben wird.« Besser konnten Sie Ihre Uninformiertheit über Syrien nicht unter Beweis stellen. Gerade die christlichen Kirchen sowie die Religionsgemeinschaften sämtlicher Minderheiten genossen unter Assad, der ebenfalls einer dieser Minderheiten in Glaubensfrage angehört, besonderen Schutz wie er in arabischen Staaten selten anzutreffen ist. Der »brutale Freund« Assads (Putin) öffnete gerade die Tore der russischen Stützpunkte für inzwischen 7000 vor den Pogromen der neuen Macht Geflüchtete. Wieviele Menschen haben denn die westlichen Botschaften aufgenommen, die das neue Regime so unterstützen? Auf so einen Botschaftshof passen doch eigentlich sehr viele Flüchtlinge, wie wir noch sehr gut aus Prag 1989 wissen. Aber politisch passt es jetzt wohl nicht so ganz in die Jubelarien über Assads Sturz, den man ja durch Sanktionen so lange anstrebte und erreichte. Man nimmt in der BRD nämlich gern auch Flüchtlinge auf, um einen Staat zu destabilisieren, so wie die DDR 1989 und Syrien unter Assad. Dem gingen dann die Soldaten aus gegen die Piranhas von allen Seiten, welche den syrischen Staat zerfetzten. Die jetzigen Tausend Opfer der Pogrome sind nicht mehr die Opfer von Assad sondern indirekt auch die Opfer deutscher Sanktionen.

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