Good Cop, bad Cop
Von Jörg Tiedjen
Es bleibt ein Schimmer der Hoffnung für Gaza. Am Montag sollten in Katar die Verhandlungen über eine Verlängerung der Feuerpause und einen endgültigen Waffenstillstand fortgeführt werden. Auch Israel wollte am gleichen Tag eine Delegation in die Hauptstadt des Golfemirats schicken, wie das Büro von Premierminister Benjamin Netanjahu laut dpa mitteilte. Nach Informationen der US-Nachrichtenseite Axios soll auch der US-Sondergesandte für Nahost, Steve Witkoff, zu den Unterredungen hinzustoßen.
Vergangene Woche hatte der für Geiselnahmen zuständige US-Gesandte Adam Boehler direkt mit der Hamas in Doha verhandelt. Zwar gab er sich am Sonntag im Interview mit CNN als Hardliner und sagte, dass »Israel einen guten Job geleistet habe, Hamas zu eliminieren«. Zugleich sprach er aber von einem »hilfreichen Treffen«. Er sei zuversichtlich, dass schon in Kürze »ein dauerhafter Frieden« geschlossen werden könne, »bei dem die Gefangenen freigelassen werden, Hamas die Waffen niederlegt und einverstanden ist, die politische Bühne zu verlassen«. Wohl habe die israelische Seite versucht, ihn von dem Treffen mit der Hamas abzubringen. Doch die USA seien »kein Agent Israels«.
Gegenüber Reuters bestätigte Hamas-Vertreter Taher Al-Nono am Sonntag die Gespräche. »In Doha haben bereits mehrere Treffen stattgefunden, bei denen es um die Freilassung eines der Gefangenen mit doppelter Staatsangehörigkeit ging«, so Al-Nono. Auch die Umsetzung des schrittweisen Abkommens zur Beendigung des Krieges gegen Gaza sei diskutiert worden. »Wir haben die US-Delegation informiert, dass wir einer Freilassung des Gefangenen im Rahmen der Vereinbarungen nicht entgegenstehen.« Gemeint ist der 21jährige Edan Alexander, der als letzte verbliebene Geisel mit US-Staatsbürgerschaft in Gaza gilt.
Die erste Phase der Feuerpause zwischen Israel und der Hamas hätte Ende Februar zu Ende gehen sollen. In Verletzung der im Januar getroffenen Vereinbarungen unterbrach Israel allerdings kurz zuvor den Gefangenenaustausch. Dann riegelte es Gaza erneut für Hilfslieferungen ab und forderte die bedingungslose Überstellung aller in der Gewalt der Hamas verbliebenen Geiseln, obwohl diese erst für das Ende der zweiten Phase vorgesehen war, die noch nicht wie ursprünglich vorgesehen beginnen konnte.
Während die US-Emissäre Witkoff und Boehler gewissermaßen den »guten Polizisten« spielen, stellte sich ihr Dienstherr Trump vergangene Woche hinter israelische Maximalforderungen und drohte Gaza mit Tod und Vernichtung, falls nicht alle Gefangenen unmittelbar freikämen. Am Sonntag kappte Israel auch die letzte Stromverbindung in das Küstengebiet, um nach eigenem Bekunden den Druck auf die Hamas zu erhöhen. Damit wurde nach Agenturangaben eine Wasseraufbereitungsanlage außer Funktion gesetzt. Umgekehrt hatte auch die Ansarollah-Regierung im Jemen am Sonnabend ein Ultimatum gestellt: Falls nicht binnen vier Tagen wieder Hilfslieferungen nach Gaza gelangten, werde sie ihre Militäraktionen im Roten Meer wiederaufnehmen.
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