Dein roter Faden in wirren Zeiten
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Aus: Ausgabe vom 26.03.2025, Seite 8 / Ansichten

Unbestechlicher des Tages: Ibrahim Traoré

Von Jörg Tiedjen
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»Wie kann es sein, dass die afrikanischen Länder reich an Ressourcen und zugleich arm sind?« (Ibrahim Traoré)

Das waren harte Worte, mit denen Jeune Afrique am Wochenende aufwartete, um Burkina Fasos Staatschef Ibrahim Traoré schlechtzumachen. Er habe die Demokratie des westafrikanischen Landes »auf die Knie« gezwungen; es befinde sich heute »in der Geiselhaft einer Handvoll inkompetenter und despotischer Soldaten« und auf dem »Abstieg in die Hölle«. Der genaue Anlass für die Polemik allerdings wurde ausgeblendet: Wenige Tage zuvor hatte Traoré Jeune Afrique nicht allein als »imperialistisches Medium« bezeichnet, sondern obendrein berichtet, dass es »2022 und 2023 über mehrere Kanäle an uns herangetreten ist, um dafür bezahlt zu werden, dass es ›unser Bild in der Öffentlichkeit reinwäscht‹, wie es hieß. Doch wir haben abgelehnt.« Diese Enthüllung konnte niemanden überraschen, der die Zeitschrift kennt, die gerne als »Jeune-à-fric« verspottet wird, was in etwa bedeutet, dass sie »gut geschmiert« ist.

Ist Traoré also tatsächlich der »vulgäre Putschist« und »ein Tyrann mehr«, als der er nun gebrandmarkt wird? Oder rächt sich Jeune Afrique nur für seine Zahlungsunwilligkeit? In jedem Fall scheint Traoré nicht zu den Politikern zu gehören, die im Amt vor allem Selbstbereicherung betreiben. So sollten alle burkinischen Staatsbediensteten bis Montag Aufschluss über ihre Vermögensverhältnisse geben. Dem ist auch Traoré nachgekommen, wobei er Rücklagen von 128.566 US-Dollar angab. Für einen Präsidenten eine bescheidene Summe. Zumal Traoré auf ein entsprechendes Gehalt verzichtet und lediglich seinen Sold als Armeehauptmann weiterbezieht. Nicht zuletzt besteht er auf einer sinnvollen Verwendung von Mitteln: Ebenfalls am Montag wurde bekannt, dass Traoré ein Angebot Saudi-Arabiens abgelehnt habe, 200 Moscheen in dem Sahelstaat zu errichten. Statt dessen bevorzuge er Schulen, Krankenhäuser und neue Unternehmen.

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