Ein Mann sieht rot
Von Marc Hairapetian
Actionstar Jason Statham als Held der Arbeiterklasse? Gar nicht sooo weit hergeholt. Der am 26. Juli 1967 in Shirebrook in der englischen Grafschaft Derbyshire geborene Sohn einer Tänzerin und eines Sängers, der schon als Wasserspringer bei den Commonwealth Games 1990 für Furore sorgte, steht für die ehrliche Maloche im Showbiz. Gemessen an den Einnahmen an der Kinokasse war er im vergangenen Jahr auch mit Abstand der erfolgreichste Schauspieler Großbritanniens. Seine Filme haben seit 2000 insgesamt mehr als sechs Milliarden US-Dollar eingespielt. Die Bodenhaftung hat er dennoch nie verloren.
Obwohl der Protagonist der »Transporter«- und »Crank«-Franchises es vermutlich nie zum echten Charakterdarsteller bringen wird, verleiht er seinen einzelgängerischen Figuren im Kampf gegen die Bösen dieser Welt eine gewisse Tiefe des Martialischen. Dank Muskelkraft und Reaktionsschnelligkeit spricht er mit Taten zum Publikum. Doch sagt er mal was, hat es immer Hand und Fuß. So auch in »A Working Man«, bei dem sein »Expendables«-Buddy Sylvester Stallone – zusammen mit »Suicide Squad«- und »The Beekeeper«-Regisseur David Ayer – das Drehbuch geschrieben hat: »Als meine Frau gestorben ist und ich die Armee verlassen habe, hätten mich viele Leute aufgegeben. Aber du hast mir einen Job gegeben«, zeigt er sich in der Rolle des Levon Cade gegenüber seinem Boss Joe Garcia (Michael Peña) mehr als dankbar, »Du warst für mich da. Du, Carla, Jenny. Ihr seid meine Famile.«
Klar, dass der ehemalige Mann fürs Grobe bei den Royal Marines sein relativ ruhiges Leben als Bauarbeiter in Chicago temporär an den Nagel hängt, um die 19jährige Tochter (Arianna Rivas) seines Chefs zu finden, die von mit allen (Ab-)Wassern gewaschenen Menschenhändlern entführt wurde. Schon bald deckt er eine Verschwörung mit Beteiligung von hohen Regierungsbeamten auf. Das bringt ihm viel Respekt ein bei Freund – »Jetzt, da du dich reingetötet hast, musst du dich auch wieder raustöten« – wie Feind – »Seh’ sich einer diese Pranken an! Du bist gar kein Cop. Du bist Arbeiter.«
Auch wenn bei einem der Hauptdrahtzieher das Klischee vom sadistischen osteuropäischen Oligarchen bemüht wird, leidet die schnörkellose Inszenierung von Ayer keineswegs darunter. Oberfiesling Wolo Kolisnyk (Jason Flemyng) bekommt mehr als nur eine moralische Abreibung. Kostprobe: Cade haut ihm eine rein und kommentiert grimmig: »Das war fürs Frauenschlagen.« Kolisnyk schmerzverzerrt und zugleich empört: »Das war doch nur meine Ehefrau!« Cade: »Dafür, dass Sie Ihre Frau geschlagen haben.« Watsch! Raue Sitten.
»A Working Man«, Regie: David Ayer, UK/USA 2025, 116 Min., bereits angelaufen
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