Dein roter Faden in wirren Zeiten
Gegründet 1947 Mittwoch, 2. April 2025, Nr. 78
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Dein roter Faden in wirren Zeiten Dein roter Faden in wirren Zeiten
Dein roter Faden in wirren Zeiten
Aus: Ausgabe vom 01.04.2025, Seite 8 / Ansichten

Lokalpolitiker des Tages: Elon Musk

Von Felix Bartels
8_portrait.JPG
Sag mal »Cheese«, Elon

Eine Szene wie bei Lenz. So zärtlich nämlich war Wisconsin. In der Nacht vom Sonntag tritt in Green Bay ein Techmilliardär auf die Bühne, auf dem Kopf einen Käsehut, wie man ihn von Anhängern der Packers kennt. Adressiert wird Lokalpatriotismus. Ich sehe euch, soll die Geste sagen. Wisconsin ist das Zentrum der amerikanischen Käseherstellung.

Ob die Republikaner deswegen für die Besetzung des Obersten Gerichtshofs im Bundesstaat einen Kandidaten aufgestellt haben, der Brad Schimel heißt, darf bezweifelt werden. Wir sind ja nicht in einem kreolen Roman von Joyce, auch wenn es da schöner ist als in Wisconsin. Allein, Musk ist bekannt dafür, auch dorthin zu gehen, wo es wehtut. Der Kampf um den Gerichtshof ist im Gange, das Verhältnis zwischen liberalen und konservativen Richtern noch 4:3. Mit Schimel soll es umgekehrt werden. Der Gerichtshof entscheidet entscheidende Fragen wie das Abtreibungsrecht oder das Wahlrecht, heißt: wer welche Bezirke wie gerrymandern darf.

Und dafür tut Musk mehr, als sich mit einem Käsehut zum Obst zu machen: was er vom Pöbeln abgesehen am besten kann, Geld werfen. Einem Bericht der New York Times zufolge bot er allen Wählern Wisconsins, die eine Petition »gegen aktivistische Richter« unterzeichnen, 100 US-Dollar an. Stimmkauf als gelebte Demokratie scheint erlaubt, schließlich sind liberale Richter per definitionem aktivistisch, während konservative einfach nur die Verfassung auslegen, wie Jesus selbst sie einmal geschrieben hat. Auch bei der Präsidentenwahl hatte Musk in Pennsylvania ähnlich manövriert. Ein Gewinnspiel versprach zwei Personen eine Million US-Dollar, wenn sie eine Petition unterzeichnen und zur Wahl gehen. Gegen das Wahlrecht übrigens, demnach man weder Stimmen noch ein Stimmen erkaufen darf. Um solche Details aber muss sich einer, der sich seine Richter machen kann, nicht sorgen.

links & bündig gegen rechte Bünde

Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.