Schwarzer Montag
Von Arnold Schölzel
Mit zum Teil als »historisch« bezeichneten Kursverlusten reagierten die Börsen weltweit am Montag auf die von US-Präsident Donald Trump verhängten Strafzölle. In Ostasien wurden Kursabstürze von durchschnittlich etwa zehn Prozent registriert. Der deutsche Dax verlor nach Handelsbeginn ebenfalls rund zehn Prozent, erholte sich dann aber. Betroffen waren die Aktien großer Stahlhersteller, aber auch der Index westeuropäischer Bankaktien sackte am Montag um mehr als sechs Prozent ab. Die ohnehin unter Druck stehenden Aktien der Schweizer Großbank UBS – des weltgrößten Vermögensverwalters für Superreiche – büßten bis zum frühen Nachmittag weitere 5,3 Prozent ein und sackten unter den sogenannten Buchwert. Ein Unterschreiten dieser Marke bedeutet, dass die Bank an der Börse weniger wert ist als alle in der Bilanz ausgewiesenen Vermögenswerte.
Positiv wirkte sich der Börsencrash auf die Auktion von Bundeswertpapieren durch die Finanzagentur des Bundes aus: Erstmals seit 2022 fiel die Durchschnittsrendite unter zwei Prozent, d. h., Anleger sind bereit, weniger Zinsen auf die für sicher gehaltenen deutschen Staatsanleihen zu erhalten. Bei der vorigen vergleichbaren Auktion im Januar musste der Bund noch 2,3750 Prozent Zinsen gewähren. Allerdings erklärten am Montag Ökonomen von Deutsche Bank Research, der deutschen Wirtschaft drohe wegen der US-Zölle das dritte Rezessionsjahr in Folge.
Die Reaktionen auf Trumps Vorgehen fielen unterschiedlich aus. China kritisierte es als »typische einseitige und protektionistische Schikane«. CDU-Chef Friedrich Merz erklärte gegenüber Reuters: »Die Lage an den internationalen Aktien- und Anleihemärkten ist dramatisch und droht sich weiter zuzuspitzen.« Er forderte: »Es ist deshalb dringlicher denn je, dass Deutschland so schnell wie möglich seine internationale Wettbewerbsfähigkeit wiederherstellt.« Diese Frage müsse jetzt im Zentrum der Koalitionsverhandlungen stehen: »Wir brauchen Steuersenkungen für Unternehmen und Bürger, einen spürbaren Rückbau der lähmenden Bürokratie, die Senkung der Energiepreise und eine Stabilisierung der Kosten für die sozialen Sicherungssysteme.« BSW-Chefin Sahra Wagenknecht kritisierte in der Welt: »Die neue Bundesregierung verhandelt an der Wirtschaftskrise vorbei.« Es deute alles darauf hin, »dass die deutsche Wirtschaft noch weiter in den Abwärtsstrudel gerät«. Die Linke-Kovorsitzende Ines Schwerdtner sagte Reuters mit Blick auf US-Digitalkonzerne: »Die Einführung einer EU-Digitalsteuer von mindestens fünf Prozent wäre ein richtiger Schritt und eine mutige Antwort auf die Trump-Zölle.« Die EU-Kommission reagierte dagegen mit dem Angebot an die USA, einen Freihandelsdeal für Industriegüter abzuschließen. Präsidentin Ursula von der Leyen erklärte in Brüssel, ihre Behörde sei aber auch bereit, Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Trump zeigte sich in mehreren Botschaften auf seiner Plattform Truth Social zufrieden. Am Nachmittag appellierte er allerdings kurz nach Eröffnung der New Yorker Börse um 15.30 Uhr MESZ, nicht in Panik zu verfallen: »Die USA haben die Chance, etwas zu tun, was schon vor Jahrzehnten hätte getan werden müssen.« Er fügte hinzu: »Seien Sie nicht schwach! Seien Sie nicht dumm!« Der weltweit bekannteste Aktienindex Dow Jones Industrial sackte dennoch zum Handelsstart um gut vier Prozent ab – etwas weniger als am Freitag.
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