Hinter der Linie
Von Gabriele Damtew
Der 1860-Coach Patrick Glöckner beharrte vor dem Anpfiff auf die Frage nach der Stärke von Überflieger Cottbus nur auf einem: »Wir müssen bei uns bleiben.« Acht Spieltage vor Ultimo gehen Experten der dritten Liga davon aus, diese Saison seien 45 Punkte für den Klassenerhalt nötig – statt gewohnter 40. Höhere Mathematik. Aber auch ein Zeichen, wie engmaschig die Leistungen in der Liga beieinander liegen. Beim notorischen Drunter-und-Drüber-Klub aus München-Giesing standen vor dem Spiel gegen Cottbus immerhin 39 Zähler zu Buche. Es sollten unbedingt mehr werden, um nicht in die Abstiegszone zu geraten, die nur drei Pünktchen weiter unten beginnt.
Zur Erinnerung: Im Hinspiel in Cottbus hatten die Löwen mit 1:5 verloren. Was die quietschfidele Stimmung des mitgereisten Lausitzer Anhangs erklärte, der sich in der Ostkurve recht heimisch fühlte. Nichts da, keine vier Minuten – und schon schoss Soichiro Kozuki den Ball ins Cottbusser Tor, wo Axel Borgmann ihn verzweifelt, dennoch klar hinter der Linie rausbolzte.
Nur die Schiris hatten nichts gesehen. Nicht so schlimm, wie sich herausstellen sollte. Überforderte Gäste liefen dem schnellen Dickson Abiama (Leihgabe von Lautern) hinterher, der aus spitzem Winkel die Führung für die Sechziger klarmachte. Kurz darauf verwandelte Freistoßexperte Tunay Deniz direkt zum 2:0. Das 3:0 hatte sich der agile Patrick Hobsch nach einem super Angriff mehr als verdient, aus der Drehung – wumms! Kurz nach Wiederanpfiff Kozuki auf Hobsch zum 4:0. Energies Haudrauf Timmy Thiele machte bei den Fans mit seinem Kopfballtor einen auf Abbitte – 1:4. Doch Julian Guttau wollte auch nicht torlos bleiben und erhöhte zum 5:1. Der Harmonie im Fußballuniversum war nach der gleichlautenden Niederlage im Hinspiel perfekt Genüge getan. Sahen leider einige Anhänger von Cottbus anders und sollen ihre Stinkwut an den völlig unschuldigen Gästetoiletten ausgelassen haben, die eigentlich für einen höheren Zweck bestimmt sind. »Oh, wie ist das schön!« sang derweil das Grünwalder Stadion mehrstimmig dank des neuen Punktekontos der Löwen.
Aufsteiger Cottbus bleibt trotz Niederlage vorerst weiterhin auf einem sensationellen zweiten Platz, muss aber aufpassen. Individuelle Präsenz und physische Kondition haben sichtlich nachgelassen. Glück für Energie: Der formstarke Verfolger Saarbrücken spielte zu Hause unerwartet Remis gegen Osnabrück. Spitzenreiter Dresden konnte sich im Beisein von 10.000 Dynamofans (insgesamt 12.000 Zuschauer) durch den knappen Auswärtssieg bei Hannover 96 II (3:2) dagegen etwas absetzen. Die überraschende Pokalsiegerbezwingerin Arminia aus Bielefeld blieb nach dem High gegen Bayer Leverkusen und den folgenden ausufernden Festivitäten trotzdem am Ball, brauchte bei Alemannia Aachen nur ein Tor zum Sieg und steht nun vor Saarbrücken auf dem Relegationsplatz. Läuft für die Ostwestfalen. Die kommende englische Woche kann schon Weichen stellen.
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vom 08.04.2025