Handlungsreisender des Tages: Markus Söder
Von Daniel Bratanovic
Markus Söder reist nach Indien, die Welt hält den Atem an. Was macht der Franke da? Und viel wichtiger: Kann der Schaden, den er dort anrichtet, jemals wieder behoben werden? Der Besuch auf dem Subkontinent liefert der entfesselten Stimmungskanone zunächst Material für seine Insta-Story: Markus mit orangefarbenem Turban, Markus rührt in einer Riesenpfanne, Markus lässt Blütenblätter regnen. Bild beschriftet die PR-Nummer kongenial: »Mahatma Markus«: »Er ist jetzt ein BomBayer!« Soviel zur unverzichtbaren Folklore.
Von der zur Ideologie beziehungsweise zur Ideologie der Nichtideologie. Der Freistaat Bayern betreibt seit jeher eine partikulare Außenpolitik nach eigenem Gusto. Söders Vorvorvorvorvorgänger Franz Josef Strauß beehrte Südamerikas Diktatoren Augusto Pinochet in Chile und Jorge Rafael Videla in Argentinien mit Staatsbesuchen und nannte Paraguays Potentaten Alfredo Stroessner und Südafrikas Apartheidspräsidenten Pieter Willem Botha seine Amigos. Der Strauß-Epigone Söder fährt nun eben in ein Land, dessen vorherrschende Weltanschauung bisweilen und mit einer gewissen Plausibilität die Bezeichnung Hindufaschismus erhält. Was macht das schon? Die »große Seele« (Mahatma) Markus Söder ist die vollendete, feist und fies lächelnde politische Ortlosigkeit. Bald rettet er Bienen, bald stellt er das Grundrecht auf Asyl in Frage.
Die Indien-Reise hat selbstredend ein materielles Substrat, aber Söder wäre nicht Söder, würde die Sache nicht gleich im Superlativ präsentiert. In der Partnerregion Karnataka »trifft sich Bayern als Space Valley Deutschlands mit Bangalore als Silicon Valley Indiens«. Doch der Ministerpräsident handelt nicht nur pro domo, sondern auch als Repräsentant Deutschlands, das bekanntlich einen echten Verkaufsschlager in petto hat: »CSU-Chef Markus Söder wünscht sich mehr deutsche Rüstungsexporte nach Indien«, meldete dpa am Sonntag.
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vom 14.04.2025