Ausschuss: Macron wusste von Betrug bei Nestlé

Paris. In der Affäre um unzulässig behandeltes Mineralwasser in Frankreich hat Nestlé-Vorstandschef Laurent Freixe vor einem Untersuchungsausschuss des Pariser Parlaments sein Bedauern geäußert. »Im Namen des Nestlé-Konzerns möchte ich nochmals mein tiefstes Bedauern über diese Situation in der Vergangenheit zum Ausdruck bringen, die nicht im Einklang mit den Werten unseres Konzerns stand.« Nestlé Waters habe alles getan, um den beanstandeten Praktiken ein Ende zu setzen.
Um Mineralwasser von Nestlé (Perrier, Hépar, Contrex, Vittel) gibt es in Frankreich schon seit einer Weile Wirbel. Der Vorwurf lautet, dass Quellwasser, was zeitweise nicht den Anforderungen entsprach, auf eine für Mineralwasser unzulässige Weise gefiltert und dann dennoch als natürliches Mineralwasser vertrieben worden sein soll. Wegen Praktiken vergangener Jahre bei Mineralwasserquellen in den Vogesen schloss Nestlé Waters im September 2024 ein gerichtliches Übereinkommen, das die Zahlung einer Buße von zwei Millionen Euro beinhaltete.
Der Untersuchungsausschuss ist davon überzeugt, dass der weltgrößte Lebensmittelkonzern Druck auf den Staat ausgeübt hat, die unzulässigen Praktiken zu dulden. »Die Präsidentschaft der Republik wusste mindestens seit 2022, dass Nestlé seit mehreren Jahren betrügt. Sie war sich bewusst, dass dies zu einer Wettbewerbsverzerrung gegenüber anderen Mineralwasserunternehmen führt«, sagte der Berichterstatter im Untersuchungsausschuss, Alexandre Ouizille, am Dienstag. »Sie wusste von den bakteriologischen und sogar, das ist ein wesentlicher Punkt, virologischen Kontaminationen bei einigen Quellen.«
Weil sich Alexis Kohler, der engste Berater von Präsident Emmanuel Macron, mehrfach weigerte, vor dem Untersuchungsausschuss zu erscheinen, entschied dieser, aus vom Élysée-Palast zur Verfügung gestellten E-Mails zu zitieren. Demnach gab es bereits 2022 ein Treffen zwischen dem Macron-Vertrauten und dem damaligen Nestlé-Vorstandschef Mark Schneider. (dpa/jW)
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