Das Tor zur Hölle
Von Wiebke Diehl
Die Hamas hat den israelischen Vorschlag für eine 45tägige Feuerpause im Gazakrieg abgelehnt. Als Grund gab der ranghohe Funktionär Khalil Al-Haja in einer Freitag nacht übertragenen Fernsehansprache an, dass keine Beendigung des Kriegs, kein vollständiger israelischer Abzug und keine Zusagen für den Wiederaufbau in der Küstenenklave vorgesehen seien. Man werde keinen Teilvereinbarungen zustimmen, so die Organisation, die darauf drängt, die bereits im Januar geschlossene und von Israel gebrochene Waffenruhevereinbarung umzusetzen und über ein umfassendes Abkommen zu verhandeln.
Dem ursprünglichen Übereinkommen entsprechend hätte in der zweiten, nie eingeleiteten Phase ein dauerhafter Abzug der israelischen Armee beginnen und die Freilassung weiterer Geiseln erfolgen sollen. Für die dritte Phase war ein vollständiger Abzug vorgesehen, außerdem sollten die sterblichen Überreste getöteter israelischer Geiseln übergeben werden und der Wiederaufbau starten. Doch Anfang März stoppte Tel Aviv erneut alle Hilfslieferungen, intensivierte die nie eingestellten Angriffe und hat seither wieder über 50 Prozent des Gazastreifens eingenommen. Am Freitag forderte der ultrarechte israelische Finanzminister Bezalel Smotrich auf X, den Gazastreifen »vollständig« zu besetzen, die Hamas zu »vernichten« und Trumps Plan zur Vertreibung der Palästinenser umzusetzen. Auch James Hewitt, Sprecher des sogenannten Nationalen Sicherheitsrates des Weißen Hauses erklärte, die Hamas müsse »die Geiseln freilassen oder die Hölle erleben«. Allein seit Freitag morgen tötete das israelische Militär in der Küstenenklave über 20 Menschen.
Derweil hat die US-Luftwaffe nach eigenen Angaben in der Nacht zu Freitag den von den jemenitischen Ansarollah (»Huthis«) kontrollierten Ölhafen Ras Isa in der Nähe der Hafenstadt Hodeida zerstört. Mit den Einnahmen aus dem Verkauf von über den Hafen importiertem Treibstoff würden deren militärische Aktivitäten finanziert, so das für den Nahen Osten zuständige Zentralkommando des US-Militärs (Centcom). Der den Ansarollah nahestehende TV-Sender Al-Masirah hingegen berichtete, bei dem Angriff seien 58 Arbeiter getötet und über 100 weitere verletzt worden. Die Ansarollah reagierten am Morgen danach mit einem Raketenangriff in Zentralisrael. In zahlreichen jemenitischen Städten wurde in Massenkundgebungen Solidarität mit dem palästinensischen Volk bekundet.
Nach Angaben der Ansarollah haben die USA seit Mitte März 900 Luftangriffe gegen den Jemen geflogen, bei denen in erster Linie Zivilisten getroffen worden seien. Zuvor hatten die Ansarollah in Folge des israelischen Bruchs der Waffenruhe ihre Blockade von Schiffen mit Israel-Bezug im Roten Meer, in der Bab Al-Mandab-Meerenge und im Golf von Aden wieder aufgenommen. Wie das Wall Street Journal jüngst berichtete, planen von den Vereinigten Arabischen Emiraten unterstützte Milizen mit US-Unterstützung eine Bodenoffensive auf die Hafenstadt Hodeida.
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
Ähnliche:
- Majdi Fathi/NurPhoto/imago17.04.2025
Vor dem Kollaps
- Hatem Khaled/REUTERS19.03.2025
Wieder Massaker in Gaza
- Kai Pfaffenbach/REUTERS03.01.2025
Erlaubnis zum Töten
Mehr aus: Ausland
-
Endzeitstimmung
vom 19.04.2025 -
Ostern inmitten des Krieges
vom 19.04.2025 -
Nur ein »Trump-Deal« zählt
vom 19.04.2025 -
Rohstoffabkommen Nummer zwei
vom 19.04.2025