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Aus: Ausgabe vom 22.04.2025, Seite 8 / Ansichten

Shithole-Kontinent des Tages: Afrika

Von Ina Sembdner
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Er hat ja viel zu tun, der Gute. Aber sein Herz sitzt am richtigen Fleck: Afrika muss einfach mal in Ruhe gelassen werden, nach all den Jahrhunderten Versklavung und Ausbeutung – also zumindest jenseits des Ökonomischen, versteht sich. Denn von einem wirtschaftlichen Rückzug ist freilich nicht die Rede in einem Dekretentwurf von Donald Trump, von dem die New York Times am Sonntag berichtete. Konkret seien im Rahmen einer »vollständigen strukturellen Neuorganisation« des US-Außenministeriums »die Abschaffung fast aller seiner Afrikaaktivitäten und die Schließung von Botschaften und Konsulaten auf dem gesamten Kontinent« bis zum 1. Oktober vorgesehen.

»Wenn eine afrikanische Regierung gute Beziehungen zu Washington wünscht, einschließlich künftiger Entwicklungshilfe, muss sie auf andere Weise zahlen – von der Gewährung des Zugangs zu Mineralien bis zur Aufnahme von Deportierten«, zeichnete das US-Springer-Magazin Politico vergangene Woche den beabsichtigten Weg unter Berufung auf Trumps Dunstkreis nach. Parallel wird daran gearbeitet, dass Menschen aus afrikanischen Ländern ohnehin nicht in die USA einreisen dürfen. Und damit die Listung auch schön eingängig ist, gibt es eine rote (die »Achse des Bösen«), eine orange (irgendwie doof, aber doch eventuell brauchbar) und eine gelbe. Letztere beinhaltet hauptsächlich »defizitäre« afrikanische Staaten, die aber großzügig 60 Tage Zeit bekommen sollen, ihre Mängel auszugleichen. Bis dahin heißt es, wachsam sein – ob mit Greencard oder Visa, wer einmal draußen ist, kommt möglicherweise nicht mehr rein.

Aber nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird: Natürlich soll es statt der Afrikaabteilung einen Sondergesandten für den afrikanischen Kontinent geben, sind ja nur 54 Staaten. Und auch dafür wird sich ein äußerst kompetenter CEO finden lassen.

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