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Aus: Ausgabe vom 22.04.2025, Seite 8 / Abgeschrieben

Die Linke: »Franziskus war ein sozial engagierter Papst, ein Apostel der Armen«

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Audienz des kubanischen Präsidenten Miguel Díaz-Canel bei Papst Franziskus im Vatikan in Rom (20.6.2023)

Der Vorsitzende der Partei Die Linke, Jan van Aken, äußerte sich am Montag zum Tod von Papst Franziskus:

Mit Papst Franziskus verliert die katholische Kirche ihr Oberhaupt und die Welt einen Anwalt der Armen und Ausgegrenzten. Er nutzte seinen Einfluss stets auch dafür, Dinge zu sagen, die viele nicht hören wollten. Er sprach über Kriege und deren Funktion für das kapitalistische System ebenso wie über den menschenverachtenden Charakter einer Gesellschaftsordnung, die nicht an den Bedürfnissen der Menschen, sondern an der Maximierung des Profits ausgerichtet ist. »Diese Wirtschaft tötet« waren seine Worte.

Franziskus’ besonderes Mitgefühl galt Migrant*innen und Geflüchteten – den Ausgestoßenen der Welt. Seine erste Reise als Papst führte ihn nach Lampedusa, um auf das Schicksal der Bootsflüchtlinge aufmerksam zu machen. Das Sterben im Mittelmeer nannte er einen »stummen, aber ohrenbetäubenden Schrei, der uns nicht gleichgültig lassen darf«.

Franziskus war ein sozial engagierter Papst, ein Apostel der Armen. Umso deutlicher kritisiere ich jedoch sein konservatives Frauenbild, seine Ablehnung der Abtreibung und das Verbot von Pille und Kondom.

Auch wenn ich heute nicht mehr Mitglied der katholischen Kirche bin, habe ich in meiner Zeit als Messdiener vieles gelernt, das mir auch heute noch wichtig ist. Das Gebot der Nächstenliebe ist dem Ruf nach Solidarität eng verwandt, und wer an die Gottebenbildlichkeit aller Menschen glaubt, kann sich mit Ungleichheit nicht abfinden. Pontifex bedeutet Brückenbauer – eine Aufgabe, die auch der nächste Papst erfüllen sollte, indem er sich für die vollständige Gleichstellung von Frauen und die Anerkennung aller Formen von Liebe einsetzt.

Auch der kubanische Präsident Miguel Díaz-Canel trauert auf X um den Papst:

Wir bedauern zutiefst den Tod des unvergesslichen Papstes Franziskus. Die Zeichen der Zuneigung und herzlichen Nähe, die er unseren Landsleuten entgegenbrachte, wurden von den Kubanern stets erwidert. Wir werden uns gern an seine Besuche in Kuba und die freundlichen Worte erinnern, die er unserem Land in seinen Botschaften widmete. Ich möchte ihren Familien und der internationalen katholischen Gemeinschaft mein tiefempfundenes Beileid aussprechen.

Die aus Laien und Theologen bestehende katholische Reformbewegung »Wir sind Kirche« hofft, dass der Reformkurs des verstorbenen Papstes fortgeführt wird:

»Wir sind Kirche« trauert um Papst Franziskus, der nach einem sehr erfüllten Leben jetzt sein irdisches Leben vollendet hat. Sein kraftvolles Glaubenszeugnis wird weiterwirken in die römisch-katholische Kirche und darüber hinaus in alle Kirchen und christlichen Gemeinden, ja in die ganze Weltgemeinschaft.

In den zwölf Jahren hat Papst Franziskus gegen allen Widerstand vor allem im Vatikan die römisch-katholische Kirche grundlegender verändert, als es viele erwartet haben. Mit der weltweiten Beteiligung der Kirchenbasis bei Synoden und dem Stimmrecht nicht nur für Bischöfe hat Papst Franziskus eine kirchengeschichtliche Wende eingeleitet, die auf der Taufe aller Kirchenmitglieder aufbaut, langfristig wirken wird und hoffentlich unumkehrbar ist. Sein Reformkurs muss von seinem Nachfolger und von uns allen noch viel intensiver fortgeführt werden. (…)

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