Rausschmeißer des Tages: Axel Drecoll
Von Arnold Schölzel
Annalena Baerbock und Julia Klöckner bereinigen die Geschichte und lassen Vertreter Russlands oder der Republik Belarus nicht rein zum Gedenken an Tote. Das ist berechtigt, schließlich gibt es Fragen: War die deutsche Kapitulation 1945 gültig? Waren Russen überhaupt 1945 in Berlin? Auschwitz wurde ja auch von Ukrainern befreit. Und 27 Millionen Tote in der Sowjetunion? Fragwürdig. Nur Antisemiten reden da vom »anderen Holocaust«, zumal es nur einen Vernichtungskrieg in der Neuzeit gibt, den Russlands gegen die Ukraine.
Wo die geschichtspolitische Rollbahn so breit und gefestigt ist, gehen auch untere westliche Dienstgrade gratismutig zur Attacke über. Einer von ihnen ist Brandenburgs Gedenkstättenchef Axel Drecoll, in München ausgebildeter Historiker, 1974 in Erlangen geboren: »Wir haben die russische Botschaft seit dem Überfall auf die Ukraine von allen Jahrestagen ausgeladen«, ließ er sich am Dienstag abend auf bild.de zitieren, »wenn der Botschafter trotzdem kommt, werden wir unser Hausrecht durchsetzen – in enger Abstimmung mit Sicherheitskräften!« Drecoll reagierte lediglich auf Frechheiten, so wie die NATO nur wegen Bedrohung aus dem Osten bis kurz vor St. Petersburg »atomare Teilhabe« plaziert hat. Bild.de erläutert: »Grund der Rauswurfdrohung: Putin-Statthalter Sergej Netschajew hatte der dpa am Dienstag gesagt: ›Wir brauchen keine besondere Einladung, um an öffentlich zugänglichen Orten das Andenken an die sowjetischen Befreier und die Opfer des Nazismus zu ehren und den Tag des Sieges feierlich zu begehen.‹« Und, so die Springer-Leute, der Kerl hat »Ernst« gemacht und kam zum Gedenken an die Seelower Höhen. Wurde auch noch von Bürgermeister und stellvertretendem Landrat freundlich begrüßt. Die sind allerdings aus dem Osten, also ähnlich vogelfrei wie Netschajew.
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vom 24.04.2025