Russenwühler des Tages: Heimische Wildtiere
Von Reinhard Lauterbach
Sie waren legendär, auch wenn sie nie zum Einsatz kamen: die sowjetischen Kampfdelphine aus dem Militäraquarium in Sewastopol. Jeder Tierfreund geriet in gerechte Empörung bei der Vorstellung, solche netten Meeressäuger nicht wie in »Flipper« zur Rettung ertrinkender Kinder dressiert zu sehen, sondern zum Anbringen von Haftladungen an feindlichen Schiffen. Als Selbstmordattentäter mit Flossen.
Irgendetwas davon muss dem Russen geblieben sein. Jedenfalls beklagen sich die US-Militärs, die seit einem halben Jahr im nordpolnischen Redzikowo eine Raketen»abwehr«basis betreiben, jetzt über unerwünschte Mitnutzer des Geländes: heimische Wildtiere vom Dachs bis zur Wildsau. Dachse unterwühlten die Fundamente der Umzäunung des Geländes, Rehe und Hirsche beschädigten die Zäune selbst, Füchse täten sich an Glasfaserkabeln gütlich, Wildschweine wühlten grundlos – wirklich grundlos? – das ganze Gelände um. Also schrieb der Kommandeur des polnischen Wachbataillons der Basis einen Antrag auf »unlimitierten Abschuss« der Wildtiere. Das schönste Argument war, dass die Wildschweine »die Soldaten erschreckten«. Das sind uns ja Helden: führen sich global auf wie die wilde Sau und können deren Anblick nicht ertragen.
Aber so ist der Ami halt: Er macht keine halben Sachen. Wir kennen aus zahllosen Westernfilmen die Szenen, in denen freie Amerikaner vom fahrenden Zug aus die friedlich in der Prärie grasenden Büffelherden dezimieren – mit dem angenehmen Nebeneffekt, dass sie ihre Killerinstinkte erst an der Kreatur ausleben und bei der Gelegenheit noch den indigenen Bewohnern die Nahrungsgrundlage entziehen konnten. Der Rückschluss ist klar: Es geht nicht um die Kosten für einen umgefallenen Zaun, aber durch dessen Lücke könnte ja jemand Unbefugtes ins Allerheiligste kommen. So werden Dachs und Reh zum Sicherheitsrisiko. Nicht wie hierzulande, wo Truppenübungsplätze als Wolfsbiotope beschönigt werden.
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vom 28.04.2025