Wulf Gallert soll draußen bleiben

Der Bundessprecherrat der Kommunistischen Plattform der Partei Die Linke kritisierte am Sonnabend Wulf Gallert vom Parteivorstand, der mit seiner Haltung zur Gedenkpolitik des Kriegsendes 1945 auf Linie mit dem Auswärtigen Amt liegt:
Wulf Gallert, Mitglied des Parteivorstands der Partei Die Linke, hat sich gegen die Teilnahme von Vertretern des russischen Staates an Gedenkveranstaltungen auf deutschem Boden anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung vom deutschen Faschismus ausgesprochen. Er begründet das mit dem Ukraine-Krieg. Seit dem Kriegsende 1945 gab es in der Welt 515 Kriege und bewaffnete Konflikte, von denen 75 bis in die Gegenwart anhalten. Es ist uns nicht bekannt, dass es irgendwann und irgendwo in der Welt Vertretern von in Kriege verwickelten Staaten verboten wurde, an Gedenkveranstaltungen teilzunehmen, die jene ehrten, welche die Menschheit von der faschistischen Barbarei befreiten. Dass dies nun ausgerechnet in Deutschland geschieht, welches die monströsen Verbrechen des Nazifaschismus zu verantworten hat, ist eine Ungeheuerlichkeit. Das ist Geschichtsrevisionismus, wie es ihn in den vergangenen 80 Jahren hierzulande so noch nicht gegeben hat. Enkel und Urenkel der deutschen Mordbanden spielen sich als Moralapostel auf. Ein führender Vertreter unserer Partei fühlt sich berufen, dieser Verkommenheit durch seine Stimme Verstärkung zu verleihen. Nicht nur die Kommunistinnen und Kommunisten in der Linken sind davon angewidert. Nicht die Vertreter Russlands und aus Belarus sollten den Gräbern der gefallenen sowjetischen Soldaten fernbleiben. Wulf Gallert gehört dort nicht hin.
Die Industriegewerkschaft Bauen, Agrar, Umwelt (IG BAU) ruft für diesen Montag zu einer Gedenkminute anlässlich des Workers’ Memorial Day auf:
In Deutschland starben im vergangenen Jahr insgesamt täglich drei bis vier Menschen infolge eines Arbeitsunfalls, im Baugewerbe waren es 78 Unfälle mit tödlichem Ausgang, zusätzlich verstarben 30 Beschäftigte bei einem Wegeunfall. Die Zahl der Arbeitsunfälle liegt im Baugewerbe nach Angaben der Berufsgenossenschaft Bau bei über 90.000 jährlich. Für die Land- und Forstwirtschaft dokumentierte die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forst und Gartenbau für das Jahr 2023 knapp 58.000 Unfälle, 125 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mussten ihr Leben lassen. (…) »Die Menschenwürde endet eben nicht an den Toren der Fabriken, Baustellen, Reinigungsobjekte, Büros oder Verwaltungen. Was wir brauchen, ist nicht nur eine gute und faire, sondern insbesondere auch eine sichere Arbeit«, sagt Carsten Burckhardt, als IG-BAU-Vorstandsmitglied zuständig für die Bauwirtschaft und den Arbeits- und Gesundheitsschutz. »Deshalb müssen wir genau hinschauen, wenn jetzt wieder über die Erhöhung der Produktivität diskutiert wird. Meistens heißt das auch mehr Tempo, mehr Arbeitsverdichtung und eine höhere Verantwortung auf weniger Schultern. Das wird unweigerlich zu einer Erhöhung der Unfallzahlen führen.«
Menschenwürde dürfe nicht hinter Effizienz eingeordnet werden, sagt Burckhardt. Man brauche keine Dauerschichten, keine endlosen Arbeitszeiten – sondern verlässliche Ruhe- und Erholungszeiten. »Wir brauchen eine Arbeitswelt, in der der Mensch im Mittelpunkt steht – und nicht der Profit.« (…)
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