Alle Blicke auf Rom
Von Gerhard Feldbauer
Es ist das Who’s who der internationalen Politik, das zum Begräbnis von Papst Franziskus am Sonnabend in Rom reisen will. So auch US-Präsident Donald Trump. Erwartet wird, dass er Druck ausüben wird, um die Wahl eines den USA nahestehenden Nachfolgers durchzusetzen. Laut Nachrichtenagentur Ansa ist es kein Geheimnis, dass das Pontifikat von Franziskus der Trump-Regierung ein Dorn im Auge war. Der Papst wurde von dieser mit Kritik überhäuft: Unter anderem, weil der Argentinier sich gegen das Bauen von Mauern zur Abwehr von Migranten aussprach und als antiwestlicher Pontifex sowie Verfechter des Südens galt, dem globalen Süden und den Armen aller Kontinente zugewandt war.
Der Kirchenhistoriker Massimo Faggioli, Professor an der Villanova University in Pennsylvania und Autor des Buches »Da Dio a Trump« (Von Gott zu Trump), sagt dazu: »Es geht darum, ein politisches und zugleich intellektuelles Projekt, einen Katholizismus ›amerikanischer Art‹ wiederaufzubauen.« Die Hoffnungen der Trump-Regierung richten sich nun auf den New Yorker Kardinal Timothy Dolan, dessen Unterstützerzahl in jüngster Zeit gestiegen ist. Der 75jährige, der ein langjähriger Unterstützer Trumps ist und auch privat ein gutes Verhältnis zum Präsidenten pflegt, betete bei dessen Amtseinführung: »Schenke unserem Anführer Weisheit, denn er ist Dein Diener«.
Von Johannes Paul II. 2001 zum Weihbischof, ein Jahr später auf den erzbischöflichen Stuhl von Wisconsin berufen, gehört Dolan seitdem zur konservativen kirchlichen Führungsriege in den USA. Gerüchten zufolge soll er bereits 2013, nach dem Rücktritt von Benedikt XVI., ein Konkurrent von Franziskus gewesen sein. Abgesehen von Kirchenpolitik dürfte das Begräbnis Gelegenheit für weltpolitische Gespräche bieten. So hat eine Sprecherin von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bereits ein mögliches Treffen angekündigt. Der Hauptgrund für die Reise der Politikerin sei jedoch natürlich der Papst, war es ihr noch wichtig zu betonen.
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