Leserbrief zum Artikel Sozialismus: Kevin allein zu Haus
vom 03.05.2019:
Schnauze voll
Im Zusammenhang mit der Debatte um die Sozialismusäußerung des Juso-Chefs Kühnert und der daraufhin folgenden Medienkampagne ist mir nun endgültig der Geduldsfaden gerissen.
Ich bin in der DDR geboren, habe bis zum 3. Oktober 1990 in der NVA als Offizier gedient; dabei vier Jahre an einer sowjetischen Militärakademie studiert, habe die Bundeswehr-Uniform nicht einen Tag lang getragen, am Übernahmeappell nicht teilgenommen und bin am Tag der feindlichen Übernahme aus dem Verein ausgeschieden und war beim Verabschiedungsgespräch mit Oberst Steinbrecher von der Bundeswehr auch der einzige, der in Zivil verabschiedet wurde.
Seitdem ärgere ich mich über den Zustand dieser »Republik« und der »Linken«, weil ich offensichtlich zu den »Ewiggestrigen« gehöre, die nicht einsehen wollen, dass die DDR und der Sozialismus ein verachtenswertes System darstellen.
Die »Linke«, deren eigentliche Aufgabe es wäre, die Geschichte der DDR und der anderen sozialistischen Länder positiv aufzuarbeiten, um daraus ein zukunftsfähiges Gesellschaftsmodell zu entwickeln, wobei ganz egal ist, wie dieses heißt, wagen sich nicht einmal mehr, das Wort Sozialismus in den Mund zu nehmen, weil sie eine anschließende Medienkampagne gegen sich fürchten und dann für die vielen Kleinbürger dieser Republik nicht mehr wählbar sind. So aber lassen sie zu, dass die Geschichte der DDR in allen Beziehungen in den Dreck getreten wird, von den »Siegern« in ihrem Sinne umgeschrieben wird. Es ist doch bezeichnend, dass die Aufarbeitung und Verfolgung der Naziverbrechen zehn Jahre nach dem Krieg in der BRD eingestellt wurden und 30 Jahre nach der Übernahme der DDR deren »Untaten« immer noch verfolgt werden und mir verboten wird, meine Uniform in der Öffentlichkeit zu tragen.
Ich habe jetzt die Schnauze voll von dieser »freiheitlichen, sozialen und demokratischen Republik« und werde übersiedeln und zwar in das so unfreie und totalitäre Russland, wo ich mich wesentlich wohler fühle, wo inzwischen ca. 65 Prozent der Industrie verstaatlicht sind und das, nachdem es sich militärisch gegen die »freiheitliche westliche Wertegemeinschaft« abgesichert und sämtliche Pläne der angelsächsischen neoliberalen Eliten durchkreuzt hat und ihnen überall in der Welt in die Suppe spuckt, sich in den nächsten Jahren schneller entwickeln wird als die westeuropäischen Länder und dann auch die Mittel hat, um das Lebensniveau seiner Bevölkerung weiter anzuheben.
Die Russen haben die wirtschaftlichen Sanktionen des Westens meisterlich durchstanden, wobei sich Westeuropa dabei wirtschaftlich am meisten geschadet hat, und dem größten Teil der Bevölkerung geht es nicht schlecht, wovon ich mich bei einem vierwöchigen Besuch bei meiner russischen Tochter selbst überzeugen konnte; die Geschäfte sind voll, es wird überall gebaut, und die Neubauwohnungen, die inzwischen westlichen Standart haben, sind für normale Familien erschwinglich.
Ich werde mich am Ufer der Wolga zur Ruhe setzen, dem Niedergang der »westlichen Wertegemeinschaft« aus der Ferne zusehen, und am 9. Mai jeden Jahres werde ich auf dem Roten Platz in Moskau die Parade zum Tag des Sieges ansehen und dabei heftig eine DDR-Fahne schwenken.
Ich bin in der DDR geboren, habe bis zum 3. Oktober 1990 in der NVA als Offizier gedient; dabei vier Jahre an einer sowjetischen Militärakademie studiert, habe die Bundeswehr-Uniform nicht einen Tag lang getragen, am Übernahmeappell nicht teilgenommen und bin am Tag der feindlichen Übernahme aus dem Verein ausgeschieden und war beim Verabschiedungsgespräch mit Oberst Steinbrecher von der Bundeswehr auch der einzige, der in Zivil verabschiedet wurde.
Seitdem ärgere ich mich über den Zustand dieser »Republik« und der »Linken«, weil ich offensichtlich zu den »Ewiggestrigen« gehöre, die nicht einsehen wollen, dass die DDR und der Sozialismus ein verachtenswertes System darstellen.
Die »Linke«, deren eigentliche Aufgabe es wäre, die Geschichte der DDR und der anderen sozialistischen Länder positiv aufzuarbeiten, um daraus ein zukunftsfähiges Gesellschaftsmodell zu entwickeln, wobei ganz egal ist, wie dieses heißt, wagen sich nicht einmal mehr, das Wort Sozialismus in den Mund zu nehmen, weil sie eine anschließende Medienkampagne gegen sich fürchten und dann für die vielen Kleinbürger dieser Republik nicht mehr wählbar sind. So aber lassen sie zu, dass die Geschichte der DDR in allen Beziehungen in den Dreck getreten wird, von den »Siegern« in ihrem Sinne umgeschrieben wird. Es ist doch bezeichnend, dass die Aufarbeitung und Verfolgung der Naziverbrechen zehn Jahre nach dem Krieg in der BRD eingestellt wurden und 30 Jahre nach der Übernahme der DDR deren »Untaten« immer noch verfolgt werden und mir verboten wird, meine Uniform in der Öffentlichkeit zu tragen.
Ich habe jetzt die Schnauze voll von dieser »freiheitlichen, sozialen und demokratischen Republik« und werde übersiedeln und zwar in das so unfreie und totalitäre Russland, wo ich mich wesentlich wohler fühle, wo inzwischen ca. 65 Prozent der Industrie verstaatlicht sind und das, nachdem es sich militärisch gegen die »freiheitliche westliche Wertegemeinschaft« abgesichert und sämtliche Pläne der angelsächsischen neoliberalen Eliten durchkreuzt hat und ihnen überall in der Welt in die Suppe spuckt, sich in den nächsten Jahren schneller entwickeln wird als die westeuropäischen Länder und dann auch die Mittel hat, um das Lebensniveau seiner Bevölkerung weiter anzuheben.
Die Russen haben die wirtschaftlichen Sanktionen des Westens meisterlich durchstanden, wobei sich Westeuropa dabei wirtschaftlich am meisten geschadet hat, und dem größten Teil der Bevölkerung geht es nicht schlecht, wovon ich mich bei einem vierwöchigen Besuch bei meiner russischen Tochter selbst überzeugen konnte; die Geschäfte sind voll, es wird überall gebaut, und die Neubauwohnungen, die inzwischen westlichen Standart haben, sind für normale Familien erschwinglich.
Ich werde mich am Ufer der Wolga zur Ruhe setzen, dem Niedergang der »westlichen Wertegemeinschaft« aus der Ferne zusehen, und am 9. Mai jeden Jahres werde ich auf dem Roten Platz in Moskau die Parade zum Tag des Sieges ansehen und dabei heftig eine DDR-Fahne schwenken.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 09.05.2019.