Groovige Songs und starke Botschaft
Ein ausgesprochen sympathischer Typ, der uns da aus Burkina Faso grüßte, aus seiner Heimatstadt Ouagaougou, in der er sich, wie er sagt, seit drei Wochen befindet: Buntgestreiftes Hemd, runde Brille, kleiner Afro, herzliche Worte. Ezé Wendtoin hat dort einen Traum verwirklicht und gerade eine Schule eröffnet. In Dresden, wo Wendtoin lebt, hat er seinen Master in Germanistik gemacht hat, er findet die deutsche Sprache »witzig, spielerisch und herausfordernd«. Hierzulande bekannt wurde er mit der originellen Coverversion des Konstantin-Wecker-Klassikers »Sage Nein« – ein Album u. a. mit antirassistischen Songs folgte.
Und jetzt eben, für die XXVI. Internationale Rosa-Luxemburg-Konferenz, ein kurzer, unterhaltsamer Auftritt mit befreundeten Musikern – Keyboard, Gitarre, Bass, Drums, Wendtoin an Mikro und Gitarre. Und natürlich legt er gleich los mit »Sage Nein«, mit »wenn sie jetzt ganz unverhohlen / Wieder Nazi-Lieder johlen ...«. Und die Band groovt lässig, macht spielerisch Druck, spielt ein paar ernste, ein paar niedliche Songs, und am Ende landet der unterhaltsame Gig bei einem schönen Liebeslied, einem Lied der Suche, Wendtoin singt: »Wie kamst du auf die Idee, bei der Zugabe wegzugehen ...«. Geht natürlich gar nicht.
Ebenso sympathisch, aber ernster ging es zu beim Auftritt des Ensembles des Simon-Dach-Theaterprojekts (Sidat!), das Szenen aus Bert Brechts »Die Tage der Commune« (1949) spielte. Es sei vor allem ihre Sorge angesichts des rechten Rollbacks gewesen, erklärte Peter Wittig, die 2017 zu der Inszenierung der Urfassung bewegt hätte. »Theater kann nicht die Welt ändern, aber kann Mut machen, die Welt zu verändern«, formuliert der Regisseur und Mitbegründer des Sidat die Überzeugung der Beteiligten gegenüber RLK-Moderatorin Anja Panse. Es wurde eine der erfolgreichsten Arbeiten der Truppe um ihn und Margarete Steinhäuser.
Warum die Inszenierung so viel Anklang fand, demonstriert die für die Rosa-Luxemburg-Konferenz erstellte Videofassung. Stark wirkt die Musik von Hanns Eisler, die in der Sidat-Fassung deutlich mehr Raum bekommt als in der klassischen Inszenierung von Manfred Wekwerth und Joachim Tenschert, wie Wittig herausstellt.
Welche technische wie ästhetische Herausforderung die Zwanzigminutenversion der zweieinhalbstündigen Aufführung war, merkt man kaum. Auch im Schnelldurchlauf wird dem Zuschauer deutlich: Es geht hier um keine staubige Geschichtslektion, sondern um Realität. Der Kampf der Reichen gegen die Armen hört nicht auf, der organisierte Aufstand der Ausgebeuteten bleibt unumgänglich. Der Heyday von Irrationalismus und Faschismus lässt die Notwendigkeit der sozialistischen Revolution nur in neuer Klarheit hervortreten. Das ist die sehr aktuelle Botschaft Brechts, die das Sidat herausarbeitet. Die Paläste der Macht müssen gestürmt werden – nur von den Richtigen. (msa/pm)
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