Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Die nächsten Jahre werden hart

Das Jugendpodium auf der XXVI. Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz
Diskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmer während des Jugendpodiums (v.l.n.r.): Sascha Hevalski (North-East Antifa), Leon Sierau (SDAJ), Carolin Zottmann (SDAJ), Roylan Tolay (DIDIF-Jugend), Erik Busse (Bundestarifkommission öffentlicher Dienst bei Verdi)
Bildregie während des Jugendpodiums
Sascha Hevalski (l.) und Leon Sierau
Roylan Tolay (l.) und Erik Busse

Die XXVI. Internationale Rosa-Luxemburg-Konferenz ist in vollem Gange. Nach dem Vortrag von Stefano Azzarà informierte Ben Chacko, Chefredakteur der britischen Tageszeitung Morning Star, über die aktuelle Situation des inhaftierten australischen Investigativjournalisten Julian Assange und die Angriffe auf den kritischen Journalismus in Großbritannien. Susann Witt-Stahl, Chefredakteurin des Magazins Melodie & Rhythmus, stellt anschließend einen Fokus der Zeitschrift im Jahr 2021 vor: Erich Fried. Anlässlich seines 100. Geburtstags wird es am 7. und 8. Mai eine hochkarätig besetzte Veranstaltung geben.

Das Jugendforum schloss sich an, moderiert von Carolin Zottmann (SDAJ). Sie leitete die Runde mit der Frage ein, wie die Jugend Corona- und Kapitalismuskrise konkret erlebe. Roylan Tolay (DIDF-Jugend) betonte, dass es klare Gewinner und Verlierer der Krise gibt: »Wir sind nicht alle gleich betroffen.« Sie arbeitet in einem Jugendzentrum und erlebt so aus erster Hand, wo wirklich gespart wird. Leon Sierau (SDAJ) wies darauf hin, dass in den Kommunen 13 Milliarden Euro fehlen – Tendenz steigend. Es handele sich nicht einfach um eine Krise, sondern um eine kapitalistische Krise. Arbeitende Menschen tragen die Kosten; in Tarifrunden zeige sich, dass die »Arbeitgeber« Kurs auf eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen nehmen. Hoffnung mache, dass es Widerstand gebe. Leider ließen sich zur gleichen Zeit hunderttausende Menschen vor den Karren rechter Kräfte spannen. Momentan habe man den Eindruck, dass die rechte Antwort populärer ist »als unsere«. Es müsse immer wieder darauf hingewiesen werden, dass Umverteilungsforderungen die Anarchie des Marktes nicht beseitigen. Erik Busse (Mitglied der Bundestarifkommission öffentlicher Dienst bei Verdi) berichtete, dass die »Arbeitgeber« in Verhandlungen mit der Position antreten, die Beschäftigte im öffentlichen Dienst sollten sich freuen, einen sicheren Arbeitsplatz zu haben. Verdi sei trotz der Coronakrise zu Arbeitskämpfen gezwungen gewesen. Man ahne, »dass die nächsten Jahre hart werden«. Man könne diese harten Kämpfe nur gemeinsam gewinnen. Sascha Hevalski (North-East Antifa Berlin) sagte, es sei derzeit sehr schwer, Ausbildungsplätze zu finden. Viele junge Menschen scheiterten daran, Ausbildungsplätze als Tischler oder Schlosser zu bekommen – hier sei lange Zeit »händeringend« nach Azubis gesucht worden.

Weiterhin ging es um Massenbewegungen von Jugendlichen wie Fridays for Future und Black Lives Matter. Roylan Tolay sagte, ihre Organisation habe versucht, sich überall einzubringen und antikapitalistische Kerne zu bilden. Politisch müsse man bei Fridays for Future dafür arbeiten, von einer Kritik des individuellen Konsums zur Systemkritik zu kommen. Leon Sierau berichtete davon, wie die SDAJ versucht habe, »antikapitalistisches Bewusstsein« bei Fridays for Future und Black Lives Matter einzubringen. Man müsse mit den jungen Leuten zusammenarbeiten und dürfe »nichts oktroyieren«. Wichtig seien »Anschlussangebote«. Problem der beiden genannten Bewegungen sei, dass sie nicht bzw. kaum unter arbeitenden Menschen verankert seien. Hier gebe es allerdings hoffnungsvolle Ansätze. Erik Busse sieht eine Vielzahl von Möglichkeiten der Kooperation etwa zwischen Verdi und Fridays for Future. Das sorge nicht zuletzt dafür, dass der Gewerkschaftsbegriff für junge Menschen greifbarer werde. Sascha Hevalski unterstreicht die »überraschende« Vitalität von Fridays for Future und Black Lives Matter. Letztere Bewegung sei in Deutschland »zwischen zwei Lockdowns« entstanden. Er erinnert daran, dass antikapitalistische und revolutionäre Ansätze in solchen Massenbewegungen eigentlich immer Minderheitenpositionen waren. Radikale Linke sollten nicht versuchen, zu »lenken«, sondern sich mit guten Beispielen einbringen. Die Leute im Dannenröder Forst etwa seien nicht von der Linksjugend oder der grünen Jugend, sondern von radikaleren Organisationen. (np)

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