Asien-Pazifik-Region im Fokus
Von Jörg KronauerRusslands Präsident Wladimir Putin ist am Donnerstag mit militärischen Ehren in Vietnams Hauptstadt Hanoi empfangen worden. Er bedankte sich bei Vietnam zunächst für dessen »ausgewogene«, neutrale Haltung im Ukraine-Krieg. In Anwesenheit Putins und seines vietnamesischen Amtskollegen To Lam wurden dann elf Vereinbarungen unterzeichnet, die einen Ausbau der Kooperation vorsehen. Das betrifft etwa die Erdöl- und Erdgasbranche. Gasprom beteiligt sich schon jetzt an vietnamesischen Projekten zur Erdgasförderung im Südchinesischen Meer – in Seegebieten, die auch von China beansprucht werden. In einem Beitrag für die KP-Zeitung Nhan Dan hatte Putin darauf hingewiesen, dass beide Länder ihren Handel mittlerweile zu 60 Prozent in Rubel oder in vietnamesischen Dong abwickeln.
Während Putin in Hanoi Gespräche führte, beendete Chinas Ministerpräsident Li Qiang seinen mehrtägigen Besuch in Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur. Anlass für den Besuch war das 50jährige Bestehen der diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Ländern. Beide Seiten unterzeichneten Vereinbarungen über Wirtschaftsprojekte im Wert von gut 40 Milliarden US-Dollar, darunter vor allem Vorhaben auf digitalem Feld wie auch bei der Förderung grüner Technologien. Malaysias Premierminister Anwar Ibrahim hatte sich im Februar ausdrücklich dagegen verwahrt, sich auf westlichen Druck hin gegen China zu positionieren, und eine »China-Phobie« im Westen beklagt.
Die westlichen Mächte sind ihrerseits in diesen Tagen bemüht, mit eigenen Reiseaktivitäten die Kräfteverhältnisse in der Asien-Pazifik-Region zu ihren Gunsten zu verschieben. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck traf am Donnerstag zu Gesprächen in Südkoreas Hauptstadt Seoul ein, um die Wirtschaftsbeziehungen auszubauen. Aus den USA wiederum kam eine Kongressdelegation unter der Leitung der Exsprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, im nordindischen Dharamsala an, um mit der dort ansässigen selbsternannten Exilregierung des chinesischen Autonomiegebiets Tibet sowie deren De-facto-Führungsfigur, dem Dalai Lama, zusammenzukommen. Laut Berichten will US-Präsident Joseph Biden die Volksrepublik demnächst auffordern, Verhandlungen über die Zukunft Tibets wieder aufzunehmen.
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