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Aus: Ausgabe vom 15.07.2024, Seite 11 / Feuilleton
Tanz

Das große Gehopse

In Hamburg soll ab 2026 eine Tanztriennale stattfinden
Von Gisela Sonnenburg
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Tanzen auf Kampnagel in Hamburg (2018)

Es gibt News vom Tanz. Drei Hamburger Tanzinstitutionen werden ab 2026 ein internationales Festival ausrichten – die Tanztriennale. Das Hamburg-Ballett, der Veranstaltungsort Kampnagel und das K 3 – Zentrum für Choreographie/Tanzplan lassen zusammen das Tanzbein schwingen. Hamburg, das seit 1999 eine Triennale der Photographie hat, wird somit auch alle drei Jahre ein Tanzfestival haben. Finanziell ist fürs erste Mal bereits gesorgt: 960.000 Euro macht die Kulturstiftung des Bundes locker, weitere 600.000 Euro spendiert die Stadt Hamburg. Sponsoren werden zusätzlich Geld und Sachmittel geben.

Was genau man zu sehen bekommen wird, ist noch nicht sicher. Gerade die Tanzszene wird rasch zu einem Sammelbecken von Menschen, die weder kulturgeschichtlich noch politisch noch philosophisch noch fachlich wirklich gebildet sind. Da bleibt dann oft nur das Auffahren von Technik in jedweder Hinsicht. Soll man sich auf KI als Choreograph wirklich freuen?

Abwarten. Ein Schnitzer im offiziellen Statement von Kerstin Evers, der Chefin von K 3 – Zentrum für Choreographie/Tanzplan macht jedenfalls nachdenklich. Wörtlich heißt es: »Ob im Zuschauen oder im Selbst-Tanzen, Hamburg wird mit der Triennale konsequent zum Tanz einladen!« Beachtet man die deutsche Grammatik, kann man aber nicht »im Zuschauen« oder »im Selbst-Tanzen« zum Tanz einladen. Man lädt – ganz altmodisch – »zum« Zuschauen und »zum« Tanzen ein.

Da Evers studierte Tanzwissenschaftlerin ist, stolpert man erst recht über den Fauxpas. Vielleicht soll er was bedeuten. Und ist ein Zeichen an die große weite Welt da draußen, Motto: Hier wird mit allen Konventionen gebrochen. Neues soll her, Neues muss her! Auf dass ein großes Gehopse ausbreche.

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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

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