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Aus: Ausgabe vom 18.07.2024, Seite 2 / Inland
EU-Parlament

Von der Leyen zählt auf Rechte

Kommissionschefin trotz Verurteilung durch EU-Gericht vor nächster Amtszeit
Von Jörg Kronauer
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Abgekartetes Spiel: Sorgen muss sich von der Leyen um ihre Zukunft nicht machen (Stansstad, 16.6.2024)

Mit der Wahl seines neuen Präsidiums hat das EU-Parlament die Weichen für die Bestätigung von Ursula von der Leyen im Amt der EU-Kommissionspräsidentin gestellt. Am Dienstag war zunächst die maltesische Konservative Roberta Metsola als Parlamentspräsidentin wiedergewählt worden. Metsola hat diesen Posten bereits seit Januar 2022 inne. Am Mittwoch folgte die Wahl der 14 Vizepräsidenten. Bemerkenswert daran ist, dass gleich zwei von ihnen der Rechtsaußenfraktion Europäische Konservative und Reformer (EKR) entstammen: Zu Roberts Zīle von der Nationalen Allianz aus Lettland, der schon zum zweiten Mal gewählt wurde, kommt nun noch Antonella Sberna von den Fratelli d’Italia der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hinzu. Damit ist der einstige Cordon sanitaire gegenüber den ultrarechten EKR-Parteien nun vermutlich endgültig Geschichte.

Allerdings kann von der Leyen jetzt darauf setzen, dass die 24 Abgeordneten der Fratelli d'Italia und mutmaßlich auch Abgeordnete einiger weiterer EKR-Parteien sie bei ihrer Wahl an diesem Donnerstag unterstützen. Das ist insofern von Bedeutung, als die drei Fraktionen der Europäischen Volkspartei (EVP), der Liberalen (­Renew) und der Sozialdemokraten, auf deren Votum von der Leyen fest baut, zwar mit 401 von 720 Abgeordneten eine klare Mehrheit im Parlament haben, aber mit einer gewissen Zahl von Abweichlern gerechnet wird, die der CDU-Politikerin ihre Stimme verweigern dürften. Von der Leyen hat sich auch um die Grünen-Fraktion bemüht und kann von dort laut Insidern auf etwa 30 Ja-Voten hoffen; doch gilt für das Umfeld der Kommissionspräsidentin, zumal lediglich ein einziger Wahlgang stattfindet, die Parole »­sicher ist sicher« – auch daher das Bemühen um die EKR.

Ungünstig für von der Leyen ist, dass am Mittwoch das Gericht der Europäischen Union geurteilt hat, sie habe mit ihrer Geheimhaltung bei ihren milliardenschweren Kaufverträgen für Covid-19-Impfstoffe rechtswidrig gehandelt. Geklagt hatten unter anderem Abgeordnete der Grünen. Sie stehen nun vor der interessanten Entscheidung, ob sie tatsächlich eine Kommissionspräsidentin wählen wollen, die man mit einem langwierigen Gang vor Gericht zur Einhaltung von EU-Regularien zwingen muss.

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  • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (18. Juli 2024 um 10:33 Uhr)
    Warum ist Ursula von der Leyen die einzige Kandidatin, obwohl ihre Bewerbungsunterlagen nicht gerade für eine Empfehlung sprechen? Nach einem Urteil des Gerichts der Europäischen Union hat sie gegen europäisches Recht verstoßen, indem sie Informationen zu milliardenschweren Coronaimpfstoffverträgen in den Jahren 2020 und 2021 geheim hielt. Ähnliche Fehlbestellungen in Milliardenhöhe tätigte sie bereits als Verteidigungsministerin in Deutschland. Unter ihrer »Führung« wurde die EU sowohl geopolitisch als auch wirtschaftlich ins Abseits manövriert. Zudem gibt es unter ihrer Leitung zahlreiche ungelöste Probleme, darunter die Migrations-, Energie- und Sicherheitspolitik der EU. Trotzdem ist sie die einzige Kandidatin. Unter 450 Millionen Menschen gibt es keine Alternative? Das dürfte nicht sein! Oder ist die EU nur eine Farce? Wenn nicht, warum gibt es dann keine echte Wahl?
    • Leserbrief von Reinhard Hopp aus Berlin (18. Juli 2024 um 13:26 Uhr)
      Offenbar haben Sie noch immer nicht begriffen, weshalb, wozu und für wen es die EU (in der gegenwärtigen Form) überhaupt gibt. Selbstverständlich gibt es in Brüssel auch noch jede Menge andere kriminell Qualifizierte oder wenig qualifizierte Kriminelle mit »erfolgreichen« Mafia-Biographien. Auf die Personen kommt es dabei aber letztlich überhaupt nicht an. Was einzig zählt, ist die Macht. Und die Macht Brüssels wächst proportional zum Souveränitätsverlust der EU-Mitgliedstaaten. Was meinen Sie denn, warum bisher jedwede Volksbefragung zu dieser kriminellen Vereinigung »erfolgreich« verhindert wurde?
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Rainer Erich Kral aus Potsdam (18. Juli 2024 um 09:25 Uhr)
    Rechts ist, was als rechts gilt. Und was als rechts gilt, bestimmen die Meinungsmacher in der etablierten Politik und ihre Meinungstransporteure von den vereinigten Medienkonzerne. Da ist es offenbar ganz normal, dass die postfaschistische Partei der Frau Melloni und die rechtsextreme RN der Frau le Penn Verbündete der Dame auf dem Thron der EU sind.

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