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Aus: Ausgabe vom 20.07.2024, Seite 8 (Beilage) / Wochenendbeilage

Schweineohren

Von Maxi Wunder

»Wie siehst du denn aus?« Udo hat sich ein Pflaster übers rechte Ohr geklebt. »Wie ein Held, Rossi. Donald Trump holt sich einen Streifschuss am Ohr und erhebt danach die Faust zum Arbeiterkampfgruß, und das als Milliardär, der in vier Bundesstaaten auf der Anklagebank sitzt wegen 37 Schweinereien – ich meine, das ist doch Dada, oder?«

Schweineohren

80 g Zucker und einen halben TL gemahlenen Zimt in einer Schüssel mischen. Separat ein Eigelb mit etwas Wasser verquirlen. Eine Rolle Blätterteig abrollen und die Ei-Wassermischung mit einem Pinsel dünn auf den Teig streichen. Zimt und Zucker darauf verteilen. Den Teig längs in drei Streifen schneiden und diese übereinander legen. Die kurzen Enden zur Mitte hin einklappen. Die Oberfläche erneut mit der Ei-Zimt-Zucker-Mischung versehen. Das Ganze über die Mitte zusammenklappen, so dass ein zwölfschichtiges Teigquadrat entsteht. Wieder bestreichen bzw. bestreuen. Währenddessen den Ofen auf 200 Grad Celsius Ober-/Unterhitze (Umluft: 180 Grad Celsius) vorheizen. Ein Backblech mit Backpapier auslegen. Das Teiggebilde längs der offenen Kanten mit einem scharfen Messer in mehrere Streifen schneiden. Die Streifen einmal aufklappen und mit der Schnittfläche nach oben V-förmig und mit Abstand zueinander auf das Blech legen. Die Teig-Vs circa 25 Minuten backen, anschließend auf einem Gitter auskühlen lassen. Für eine Schokovariante Zartbitterschokolade fein hacken und in einer Schüssel über einem heißen Wasserbad schmelzen. Die Rundungen des Gebäcks in die Glasur tauchen oder damit einpinseln. Auf Backpapier trocknen lassen.

Ja, das ist es. Aber wir müssen auch berücksichtigen: Bevor Dada da war, war Dada da. Rossi steckt sich zwei Honigmelonen ins T-Shirt und spielt First Lady. Mit Kinderstimme zitiert sie Melania Trump, frühere und sehr wahrscheinlich zukünftige Präsidentengattin, die auf einem Parteitag 2016 ihrerseits Michelle Obama plagiierte, unter anderem mit den unsterblichen Worten: »The only limit to your achievements is the strength of your dreams and the willingness to work hard for it.« – »Die einzige Grenze deiner Erfolge ist die Kraft deiner Träume und die Bereitschaft, hart für sie zu arbeiten.« Gähn! Das soll man seinen Kindern erzählen. Udo schaut Roswitha entgeistert an: »Hart für Träume arbeiten? Also ich leg mich einfach hin und penne.«

Früher hatten sie halt noch kein Chat-GPT. Rossi befiehlt der KI: »Schreibe eine wirklich intelligente Amtsantrittsrede für die First Lady der USA.« Das System grübelt ungewöhnlich lange, hier das Ergebnis: »Als ich zum ersten Mal nach Amerika kam, war ich fasziniert von den endlosen Straßen und den großen, goldenen Toren. Ich dachte mir: ›Wow!‹ Ich erinnere mich noch an meine erste Begegnung mit dem amerikanischen Geist. In einem kleinen Supermarkt wollte ich einen Apfel kaufen. Der Kassierer fragte mich: ›Möchten Sie Ihren Apfel in einer Papiertüte oder in Plastik?‹ Ich war so überwältigt von der Auswahl, dass ich sagte: ›Beiden, bitte!‹ Das war der Moment, in dem ich erkannte, dass Amerika ein Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist – sogar bei den Tüten!«

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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

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