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Aus: Ausgabe vom 27.07.2024, Seite 5 / Inland
Sanktionen gegen Russland

Drastische Jobkürzung in Hellerau

Russland-Sanktionen: Dresdner Deutsche Werkstätten will rund ein Viertel seiner Stellen streichen
Von David Maiwald
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Das Megayachtgeschäft mit wohlhabenden Russen trägt sanktionsbedingt nicht mehr. 100 Beschäftigte sollen dafür ihren Hut nehmen

Sanktionen gegen russische Milliardäre treffen lohnabhängige Handwerker in der Bundesrepublik. »Durch den Wegfall wohlhabender Russen als Kundengruppe werden derzeit weniger Megayachten gebaut.«, erklärten die Deutschen Werkstätten in einer Mitteilung am Donnerstag. Für rund 100 Beschäftigte der Dresdner Unternehmensgruppe Deutsche Werkstätten im Stadtteil Hellerau bedeutet das womöglich den Verlust der Erwerbsstelle. Das Unternehmen beschäftigt aktuell insgesamt 424 Menschen. Etwa ein Viertel der Gesamtbelegschaft ist aktuell also von Entlassung bedroht. Es handele sich um den »vorläufigen Planungsstand bei der Neuausrichtung des Traditionsunternehmens«, erklärte ein Unternehmenssprecher am Donnerstag gegenüber jW.

Der Standort Hellerau sei auf den Ausbau besagter Megayachten ausgerichtet, so die Erklärung der Deutschen Werkstätten. Wegen der Sanktionen »gegen wohlhabende russische Bürger« sei diese »vormals sehr präsente Kundengruppe weggefallen«. Dadurch habe sich der Markt deutlich verkleinert, so das Unternehmen. Dies betreffe insbesondere auf das »Spitzensegment« von Schiffen mit mehr als 100 Metern Länge zu. Da nicht davon auszugehen sei, dass sich »die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in naher Zukunft verändern werden« sehe sich das Unternehmen gezwungen, den Standort im nördlichen Dresdner Stadtteil an das »reduzierte Marktvolumen anzupassen«. Die seit 2006 bestehende russische Tochtergesellschaft werde bereits abgewickelt, die Geschäfte dort eingestellt.

Russische Milliardäre hätten ihre Schiffe etwa bei der Bremer Lürssen-Werft bestellt, für die die Deutschen Werkstätten Hellerau immer wieder Aufträge ausgeführt hätten, erfuhr der MDR, der am Donnerstag zuerst über den Fall berichtet hatte. An anderen sächsischen Standorten des Unternehmens würden die Produktionskapazitäten unverändert aufrechterhalten, teilten die Deutschen Werkstätten mit. Das Hochbaugeschäft sei von der Entwicklung nicht betroffen und entwickle sich gut. In den kommenden Jahren werde zudem ein Wachstum der Gesellschaft »inklusive Personalaufbau« erwartet. Beim Standort Großröhrsdorf wird insbesondere hochwertiger Innenausbau, »für Villen, Penthäuser und Apartments« hergestellt, wie es auf der Internetseite des Unternehmens dazu heißt.

Für Hellerau gilt das nun nicht mehr, dort soll Personal abgebaut werden. Auftraggeber und Partner stünden dem Unternehmen in der aktuellen Situation zur Seite, erklärte der geschäftsführende Gesellschafter der Deutschen Werkstätten, Fritz Staub, laut der Mitteilung von Donnerstag. Die Beschäftigten seien bereits informiert und hätten sich »sehr verständnisvoll und engagiert« gezeigt. Die Geschäftsstelle der IG Metall (IGM) in Dresden wollte sich dazu auf jW-Anfrage am Donnerstag nicht äußern. Die Deutschen Werkstätten hätten die Gewerkschaft jedoch bereits um die Aufnahme von Gesprächen gebeten, berichtete der MDR am Donnerstag. Laut Angaben der IG Metall werde aktuell über »einen sozialverträglichen Stellenabbau verhandelt«.

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