75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Donnerstag, 19. September 2024, Nr. 219
Die junge Welt wird von 2939 GenossInnen herausgegeben
75 Ausgaben junge Welt für 75 € 75 Ausgaben junge Welt für 75 €
75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Aus: Ausgabe vom 15.08.2024, Seite 4 / Inland

»Traditionserlass« doch ohne Wehrmacht

Berlin. Das Verteidigungsministerium hat eine Ergänzung zum sogenannten Traditionserlass der Bundeswehr zurückgenommen. Ein Sprecher räumte am Mittwoch in Berlin ein, dass die im Juli vorgelegte Erweiterung Zweifel an der Distanz der Bundeswehr zur faschistischen Wehrmacht habe aufkommen lassen. »Das bedauern wir sehr«, sagte der Sprecher. Die Ergänzungen seien nun »in Gänze außer Kraft gesetzt«. In den »ergänzenden Hinweisen« schrieb das Ministerium damals, dass sich ein Großteil der Gründergeneration der Bundeswehr aus ehemaligen Wehrmachtsoldaten rekrutiert habe, von denen sich einige durch exzellente militärische Leistungen hervorgetan hätten. (AFP/jW)

  • Leserbrief von Ulrich Sander aus Dortmund (15. August 2024 um 15:57 Uhr)
    Es war ein Erfolg, an dem die nordrhein-westfälischen Antifaschisten mitwirkten. Ich meine das Resultat der Enthüllungsaktionen gegen die Traditionsverbände der Gebirgsjäger in Mittenwald. Ermittelt wurden von 2002 bis 2008 fast 120 ehemalige Wehrmachtssoldaten, die an Kriegsverbrechen teilgenommen hatten und später in der Bundeswehr dienten. Sie gehörten zu den schätzungsweise insgesamt eintausend Kriegsverbrechern der Wehrmacht, gegen die ermittelt wurde und dennoch straffrei blieben infolge des Schutzes der Bundeswehr. (Insgesamt hatte die Bundeswehr 40.000 Soldaten der Wehrmacht »übernommen«.) Die VVN-BdA und der Arbeitskreis »Angreifbare Traditionspflege« glichen die Unterlagen des Bundesarchivs mit denen des Kameradenkreises Gebirgstruppe ab und konnten zahlreiche Anzeigen erstatten, die jedoch wegen Verjährung nicht zum Ziel führten. Ich erinnere daran, weil der neuste Traditionserlass der Bundeswehr ausdrücklich die Leistungen der Bundeswehrangehörigen würdigt, die ehemalige Wehrmachtssoldaten waren. Ja, die waren kriegstüchtig! Darunter war einer, der uns antifaschistischen Rechercheuren gegenüber seine Mitwirkung an den Morden zugab: Es sei »wie Grasmähen gewesen«, was er mit dem MG machte, dessen Lauf er beim Schießen auf die Frauen und Kinder von Kommeno hin und her schwenkte. Gut, dass in der Erklärung der DKP auf den Skandal der Ehrung dieser Kriegsverbrecher hingewiesen wurde. Diese werden als Vorbilder dargestellt. Wir wissen nun noch genauer, was gemeint ist, wenn von »Kriegstüchtigkeit« gesprochen wird.