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Aus: Ausgabe vom 17.08.2024, Seite 3 / Schwerpunkt
Einmarsch in Kursk

Militärische Lage unübersichtlich

Einmarsch in Kursk: Sowohl Ukraine als auch Russland verbreiten Erfolgsmeldungen
Von Reinhard Lauterbach
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Abschuss eines »Rapira«-Panzerabwehrgeschosses von einem russischen Panzer (Kursk, 15.8.2024)

Die Ukraine hat nach eigenen Angaben in den eroberten Teilen des russischen Bezirks Kursk eine Militärkommandantur eingerichtet. Die Stelle soll nach Kiewer Angaben »Recht und Ordnung schützen« und die Versorgung der Zivilbevölkerung organisieren. Nach ukrainischen Angaben vom Freitag kontrolliert die Ukraine mehr als 80 Ortschaften auf einer Fläche von 1.500 Quadratkilometern – unabhängige Militärbeobachter halten die Angaben für überzogen und gehen von etwa der Hälfte der von Kiew genannten Zahlen aus. Der am weitesten nach Norden vorgeschobene Punkt, an dem ukrainische Truppen aufgetaucht sind, liegt offenbar etwa 35 Kilometer von der Grenze entfernt und damit noch etwa 25 Kilometer vom Atomkraftwerk Kursk. Dessen Eroberung sei im Operationsplan für den 11. August vorgesehen gewesen, berichteten am Donnerstag russische Blogger unter Berufung auf Angaben ukrainischer Kriegsgefangener.

Halbwegs stabil unter Kontrolle hat die ukrainische Armee das Gebiet offenbar aber nicht, sondern nur die Grenzstadt Sudscha und eine Handvoll anderer grenznaher Dörfer. In den weiter vorgeschobenen Dörfern fahren ukrainische Patrouillen auf Motorrädern oder einzelnen Jeeps durch die Gegend und testen, wo sie auf Gegenwehr stoßen. Russland berichtet seinerseits über schwere Verluste, die es den Ukrainern an Menschen und Material beigebracht habe. Die Wälder und Straßenränder seien voller abgeschossener ukrainischer Fahrzeuge. Zwei ukrainische Brigaden, die 82. und die 88., seien angesichts ihrer Verluste bereits zur Auffrischung zurückverlegt worden.

Ungeachtet der ukrainischen Vorstöße im Gebiet Kursk setzen die russischen Truppen im Donbass ihren Vormarsch in Richtung Westen fort. Unklar ist allerdings im Moment, was ihr strategisches Hauptziel ist. Von russischer Seite wird der Bahn- und Straßenknotenpunkt Pokrowsk genannt, dessen Eroberung die Logistik der ganzen ukrainischen Truppen westlich von Donezk gefährden würde. Ukrainische Medien befürchten dagegen, dass die Russen in südwestliche Richtung abdrehen und auf die Stadt Wugledar vorstoßen könnten. Dies könnte nach ihrer Darstellung die ukrainischen Einheiten, die nach wie vor Donezk von Westen aus belagern, einschließen und zum Rückzug zwingen. Welche operative Richtung der russische Vorstoß nimmt, ist nicht eindeutig abzusehen. Aber die Tatsache des russischen Vormarsches wird auch von ukrainischer Seite nicht bestritten.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Rainer Erich K. aus Potsdam (17. August 2024 um 07:49 Uhr)
    Die ganze Rederei darüber, ob der Westen von der Operation Kursk gewusst hat oder nicht, oder ob er in dieser Frage gelogen hat oder nicht, sind Spiegelfechtereien. Selbstverständlich hat man davon gewusst, selbstverständlich liefert man Waffen dafür, selbstverständlich liefert man Aufklärungsdaten und selbstverständlich lügt man, wie immer, auch hier. Das alles sind bekannte Fakten, die aber nicht darüber hinwegtäuschen dürfen, dass sich Russland hat überraschen lassen. Die militärische Aufklärung hat geschlafen und die russische Armee tut sich offenbar schwer damit, die Invasoren vernichtend zu schlagen. Je länger es dauert, bis die russische Armee die Lage im Griff und die Eindringlinge eliminiert hat, je größer die Blamage und umso größer die Erkenntnisse der NATO über die wirkliche Stärke der russischen Armee.

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