Deutsche Firmen gelassen
Von Susanne KnütterNicht nur 60 Prozent auf alles, was aus China kommt, sondern auch 20 Prozent auf alle Importe. Diese Größen stehen im Raum für den Fall, dass Donald Trump die Präsidentschaftswahlen gewinnen sollte. »Wissen Sie, was hart ist? Die Europäische Union. Sie behandeln uns so schlecht, dass wir ein Defizit haben«, sagte der republikanische Präsidentschaftskandidat kürzlich gegenüber Bloomberg. Mit höheren Zöllen sollen das Handelsdefizit der USA verkleinert und die Einnahmen erhöht werden.
Das deutsche Kapital ist entsprechend beunruhigt. Nun ja, jedenfalls ein Teil davon. Nach einer am Donnerstag veröffentlichen Studie des Münchner Ifo-Instituts sorgen sich 44 Prozent der Industrieunternehmen in Deutschland vor negativen Auswirkungen auf ihren Betrieb im Falle eines Trump-Siegs. Für 51 Prozent der 2.000 befragten Unternehmen macht es aber demnach keinen Unterschied, wer die Wahl gewinnt. Bei den Firmen, die enge Wirtschaftsbeziehungen zu den USA pflegen, lag der Anteil der Besorgten bei 48 Prozent.
Am selben Tag veröffentlichte das kapitalnahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln) eine Studie, in der es die Verluste eines US-Handelskriegs für Deutschland berechnet hat. Innerhalb von vier Jahren dürften sie sich auf 180 Milliarden Euro summieren. Die Exportnation Deutschland wäre demnach stärker von einem Handelskrieg betroffen als andere wichtige Euro-Länder.
Das Institut hat mehrere Varianten durchgespielt. Sollte Trump die US-Zölle tatsächlich auf 20 Prozent erhöhen und die Europäische Union mit einem Vergeltungszoll von 20 Prozent auf US-amerikanische Importe gegenhalten, dann könnte dies zu einem Einbruch des deutschen Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 1,5 Prozent im Jahr 2028 führen. Das Minus summiere sich bis dahin auf etwa 180 Milliarden Euro. In der Euro-Zone insgesamt wäre der BIP-Rückgang mit 1,3 Prozent nicht ganz so groß.
Zugleich wies das IW Köln darauf hin, dass die USA im Zweifel das Nachsehen hätte. Nämlich dann, wenn die EU mit einer gleichwertigen Zollerhöhung reagieren würde. »Für die USA wäre demnach eine Gegenreaktion der EU deutlich schädlicher als für die EU«, so das IW. Das Institut resümiert, im besten Falle könnte schon die Androhung von Vergeltungsmaßnahmen ausreichen, um die USA von einseitigen Zollerhöhungen abzuhalten.
Auch anhand dieser Studie wird deutlich, was den »Standort Deutschland« tatsächlich bedrängen könnte, sind Überkapazitäten auf dem internationalen Markt, ausgehend »insbesondere von China«. Dementsprechend schlägt das Institut vor, dass sich die EU dahingehend »schützt«.
Dazu passt dann auch, dass deutsche Unternehmen ihre Wahlkampfspenden überwiegend den Republikanern zukommen lassen. Während sie im Jahr 2020 hauptsächlich noch zu Joseph Biden hielten, flossen ihre Spenden in Höhe von bisher rund 2,3 Millionen US-Dollar diesmal zum größten Teil republikanischen Politikern zu. Das berichtete das Portal German Foreign Policy am Dienstag unter Berufung auf das Center for Responsive Politics, das Zahlen der Federal Election Commission auswertete. Am deutlichsten sei die Parteinahme beim Chemiekonzern Covestro. 84,7 Prozent seines Wahlkampfbudgets gingen an republikanische Kandidaten. Heidelberg Materials spendierte 83,5 Prozent seines Wahlkampfbudgets den Republikanern. Es folgten Bayer (60,3 Prozent), Fresenius (60,2 Prozent) und BASF (58,9 Prozent). Nur die Allianz und SAP favorisierten demokratische Kandidaten – mit 58 bzw. 54,6 Prozent ihres Budgets. Insgesamt spendete am meisten T-Mobile. Bis zum 14. Oktober bedachte der Telekommunikationskonzern demokratische Kandidaten mit 379.000 und republikanische mit 422.000 US-Dollar.
Vordergründig geht es bei den Wahlkampfspenden der Konzerne um ihre Produktionsbedingungen vor Ort in den USA. So befinden sich etwa die meisten Covestro-Standorte in Bundesstaaten oder Bezirken, die von Republikanern vertreten werden. Bayer stört sich z. B. an den Preissenkungen der Demokraten bei Medikamenten und erhofft sich von einem Sieg der Republikaner bessere Chancen auf eine Gesetzesinitiative zum Schutz vor weiteren Glyphosatklagen. Am Ende spielen aber auch Lieferketten eine Rolle. Die Spenden dienen dabei dem Umwerben derjenigen Republikaner, die im Falle einer republikanischen Präsidentschaft moderat wirken könnten.
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