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Aus: Ausgabe vom 08.11.2024, Seite 2 / Ausland
UN-Artenschutzgipfel

»Damit legitimiert die Regierung Plünderung!«

Biodiversität in Kolumbien: USA planen Militärstützpunkt auf Pazifikinsel Gorgona. Ein Gespräch mit Andrés Pachón
Interview: Alejandro Gomez
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Auf Gorgona – heute ein Nationalpark – soll eine Küstenwachstation mit Radar errichtet werden

Vom 16. Oktober bis 2. November fand in Kolumbien die 16. Konferenz des Übereinkommens der Vereinten Nationen über biologische Vielfalt statt. Welche Bedeutung hat die COP 16?

Nur weil man über das Klima spricht, bedeutet das nicht, dass allen Beteiligten bewusst ist, dass Entscheidungen zum Wohle der Menschheit getroffen werden müssen. Die Interessen der großen imperialistischen Mächte und der transnationalen Konzerne spielen eine grundlegende Rolle. Auf der Konferenz ging es um Biodiversität. Sie wird von transnationalen Konzernen geplündert, als Input für die Pharma-, Kosmetik-, Agrochemie- und Lebensmittelindustrie. Die USA haben sich den Reichtum angeeignet und ihn patentiert. 50 Prozent aller Patente auf Biodiversität halten die USA.

Es gab Proteste zur Verteidigung der Pazifikinsel Gorgona (Kolumbien), auf der die USA einen Militärstützpunkt errichten wollen und eine Gegen-COP.

Wir Menschen brauchen eigene Räume, die nicht der Agenda einer Wirtschaftsmacht folgen. Deshalb gibt es immer wieder Gegengipfel. Als Komitee »Salvemos Gorgona« (auf deutsch »Rettet Gorgona«, jW) nehmen wir aktiv an einer solchen Veranstaltung teil, die von mehreren Forschungsgruppen der Nationalen Universität Kolumbiens ausgeht. Die Professoren haben eine wichtige Führungsrolle übernommen. Sie haben eine kritische Gegen-COP ins Leben gerufen und mehrere Organisationen gebündelt.

Was ist der Grund für die Proteste um Gorgona?

Gorgona ist kein Einzelfall, sondern Teil der US-Kontrollstrategie gegenüber lateinamerikanischen Ländern, die zu den biologisch diversesten Orten des Planeten gehören. Sie versuchen, die Kontrolle über große Naturschätze und Vorkommen an Biodiversität, Wasserressourcen, Mineralien, Lithium, seltenen Erden und Zink zu erlangen. Eines der aggressivsten und direktesten Mittel sind von den USA finanzierte Militär- oder Polizeistützpunkte. Gorgona ist von strategischer Bedeutung. Dort wird nun eine Küstenwachstation mit Radar errichtet, die im Dienst des Southern Command der USA steht. Der Bau der Basis würde den Charakter der Insel verändern, die heute ein Nationalpark ist, der dem Schutz und der wissenschaftlichen Forschung dient. Sie würde zu einer Plattform für militärische Operationen werden – im Dienste einer ausländischen Macht, die den Pazifik kontrollieren will. Deshalb haben wir die Regierung von Gustavo Petro aufgefordert, das militärische Projekt abzubrechen. Aber die internationalen Verpflichtungen, die Petro mit dem Southern Command der USA eingegangen ist, sind größer, und so hat er beschlossen, dieses Projekt fortzusetzen.

Es geht nicht nur um Gorgona. Wir haben von einer transnationalen Polizeistation erfahren, die ebenfalls von den USA im kolumbianischen Amazonasgebiet finanziert wird. Sie wird über Radar, Luft- und Raumfahrtfotografie und Drohnen verfügen, zu denen die USA Zugang haben. Hinzu kommt die jüngste Idee von Präsident Petro, eine amazonische NATO mit US-Beteiligung zu schaffen. Es handelt sich um eine breite Militarisierungsstrategie.

Welche Position vertritt die Petro-Regierung?

Es ist bedauerlich, dass eine Regierung, die im Namen des Umweltschutzes gewählt wurde und sich als eine Regierung präsentiert hat, die die Biodiversität schützt, letztendlich der territorialen Kontrolle durch den globalen Norden dient. Der Präsident spricht auf der internationalen Bühne, aber in seinem Handeln wendet er alle von den multilateralen Institutionen verabschiedeten Leitlinien an. Nicht nur, dass er sich geweigert hat, das militärische Projekt in Gorgona und im Amazonasgebiet zu stoppen, sondern er hat auch beschlossen, es fortzusetzen, nur um es grün anzustreichen: Präsident Petro und Umweltministerin Susana Muhammad haben einen Entschädigungsfonds für Biopiraterie angeregt. Offenbar wurde vereinbart, etwa ein Prozent aller erwirtschafteten Gewinne als Entschädigung für den Fonds zu gewähren. Diese Entschädigung ist aber freiwillig. Das ist nicht nur lächerlich und peinlich, sondern legitimiert und formalisiert diese Plünderung!

Andrés Pachón ist Nationalsprecher des Komitees »Salvemos Gorgona«

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