Endgültiges Aus für Vorst
Von Gerrit HoekmanWas die meisten Beschäftigten längst ahnten, ist nun bittere Wirklichkeit: Das Audi-Werk im belgischen Vorst wird für immer seine Tore schließen. Am Mittwoch trafen sich Audi-Management und Gewerkschaften zur nächsten Gesprächsrunde. »Wir können nicht garantieren, dass wir weiterarbeiten«, hieß es laut dem öffentlich-rechtlichen Sender VRT NWS aus Gewerkschaftskreisen. Die Direktion hatte den Gewerkschaften am Dienstag auf einer außerordentlichen Betriebsratssitzung mitgeteilt, dass auch der allerletzte Interessent für eine Übernahme einen Rückzieher macht.
»Die aktive Suche nach einem Käufer für Audi Vorst ist nun beendet«, sagte der Sprecher von Audi Brussels, Peter D'hoore, laut VRT NWS. Das heißt: Am 28. Februar rollt der letzte Wagen vom Band. »Allerdings sind wir offen für potentielle Investoren, die sich mit einem interessanten Konzept präsentieren«, ließ der Audi-Sprecher die Tür noch einen Spalt weit offen. Doch wer will daran noch glauben?
Das einzige, was wir jetzt tun können, ist, einen guten Sozialplan für alle Mitarbeiter auszuhandeln», erklärte Ronny Liedts von der christlichen Gewerkschaft ACV Metea bei VRT NWS.
Die sozialistische Gewerkschaft ABVV-FGTB fordert hingegen, «dass eine separate Arbeitsgruppe weiter nach Alternativen sucht», kündigte Gewerkschafter Franky De Schrijver gegenüber De Standaard an. Die Gegenseite ist skeptisch. Tatsächlich wäre ein alternatives Geschäftsmodell für die erwiesen moderne Fabrik in Vorst denkbar, aber «auch die letzten Versuche, innerhalb des Dachkonzerns Volkswagen alternative Aktivitäten zu finden, etwa die Aufarbeitung von Gebrauchtwagen, scheiterten», erfuhr die Wirtschaftstageszeitung De Tujd.
Ende Februar sind also fast 3.000 Werktätige ihren Job bei Audi los. Plus rund 1.000 Beschäftigte bei den Zulieferern, deren einziger Kunde häufig Audi Brussels ist. Im Augenblick stehen die Bänder in Vorst wegen eines Kollateralschadens mal wieder still: Seit mehr als einer Woche befinden sich nämlich die 281 Beschäftigten des Zulieferers Imperial Logistics im Streik und weigern sich, Audi zu beliefern. Ende Februar stehen auch sie auf der Straße, befürchten aber finanziell deutlich schlechter wegzukommen als ihre Kolleginnen und Kollegen bei Audi Brussels.
In Vorst will der deutsche Autobauer 1,2 Milliarden Euro für Abfindungen und Sozialprogramme bereitstellen. Die Gewerkschaften lehnen die Summe als zu niedrig ab, weil Audi nach wie vor ein profitables Unternehmen sei. Das Unternehmen will die Kosten so gering wie möglich halten. Hält der Mutterkonzern Volkswagen an seinem Plan, mehrere Werke in Deutschland zu schließen, stehen ihm an diesen Standorten auch Abfindungsverhandlungen bevor. Da wolle man in Vorst keinen großzügigen Präzedenzfall schaffen, vermutet De Standaard.
«Das heißt nicht, dass es Auswirkungen auf unseren Sozialplan haben wird», zeigte sich der christliche Gewerkschafter Liedts bei VRT NWS erstaunlich optimistisch. Man erwarte von der Unternehmensleitung, «dass sie ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrnimmt».
Was Audi unter sozialer Verantwortung versteht, hat die Volkswagen-Tochter mit der Schließung des Werks in Vorst bereits bewiesen: Hauptsache, die Anleger sind mit der Dividende von 4,80 Euro einigermaßen zufrieden, die sie 2024 pro Aktie bekommen haben. Mehr schüttete Audi dem Aktionärsportal Eulerpool zufolge noch nie aus. Audi verbuchte im Jahr 2023 einen Rekordgewinn von 5,65 Milliarden Euro.
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