Khan-Anhänger protestieren
Von Thomas BergerMit Tränengas und mutmaßlich auch scharfer Munition sind Polizei und Spezialeinheiten am Dienstag in Islamabad gegen Teilnehmer einer Protestaktion vorgegangen, als der am Sonntag gestartete Konvoi der größten Oppositionspartei Pakistan Tehreek-e-Insaf (PTI) von Expremier Imran Khan die Hauptstadt erreichte. Laut Medienberichten soll es bis jW-Redaktionsschluss fünf Todesopfer bei den Sicherheitskräften gegeben haben. Neben zwei Polizisten handle es sich um drei Pakistan Rangers, eine dem Innenministerium unterstehende paramilitärische Sondereinheit. PTI-Quellen sprachen von mindestens zwei Erschossenen aus ihren Reihen. Etliche weitere Personen liegen mit teils kritischen Verletzungen in Krankenhäusern.
Vertreter der Regierung unter Premier Shehbaz Sharif von der konservativen Muslimliga hatten die PTI vor dem Eindringen in die Innenstadt gewarnt – insbesondere unter Verweis auf Sicherheitsmaßnahmen für den belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko, der sich zu einem viertägigen Staatsbesuch in Pakistan aufhält. In der Provinz Punjab hatte die lokale Polizei eine umfangreichere Teilnahme von PTI-Mitgliedern am Protest unterbinden können. Doch der Konvoi, der die Hauptstadt aus der nordwestlichen, von der PTI regierten Provinz Khyber-Pakhtunkhwa erreichte, ist laut Meldungen etwa 34.000 Personen stark. Er wurde angeführt von Chefminister Ali Amin Gandapur und Imran Khans Ehefrau Bushra Bibi, die erst vor kurzem aus dem Gefängnis freigekommen war. Die Freilassung des Parteigründers, gegen den es zwar eine Fülle von Anklagen und Prozessen, aber noch immer kein einziges rechtskräftiges Urteil mit einer Haftstrafe gibt, ist die Kernforderung seiner aufgebrachten Anhänger.
Einen formellen Dialog der beiden verfeindeten Lager gibt es längst nicht mehr. Die PTI beklagt neben der fortgesetzten Inhaftierung ihres Gründers Behinderungen bei der Wahl im Februar und andauernde Repressionen. Nun gibt es wegen »Anstachelung zum Aufruhr« über 300 neue Anklagen gegen PTI-Führer.
Mehr aus: Ausland
-
»Die Militärs haben das Land im Griff«
vom 27.11.2024 -
Bauernwut
vom 27.11.2024 -
»Make Russia small again«
vom 27.11.2024 -
Neuer Korruptionsfall in Kroatien
vom 27.11.2024 -
SWAPO droht Machtverlust
vom 27.11.2024 -
Journalisten im Visier
vom 27.11.2024 -
»Viele Genossen wurden ermordet«
vom 27.11.2024