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Aus: Ausgabe vom 05.12.2024, Seite 7 / Ausland
Palästina

Brutaler Apartheidstaat

Westjordanland: Bericht von israelischer Menschenrechtsorganisation zeigt Terror der Besatzungsmacht
Von Gerrit Hoekman
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Ein Symbolbild

Seit über einem Jahr führt Israel einen hemmungslosen Krieg gegen die Hamas, vor allen Dingen aber gegen die palästinensische Zivilbevölkerung. Nicht nur im Gazastreifen, sondern auch auf der besetzten Westbank und innerhalb Israels. Die israelische Menschenrechtsorganisation B’Tselem hat am Dienstag einen erschütternden Bericht veröffentlicht, der zeigt, wie die Besatzungsmacht Bewohner der Stadt Al-Chalil (Hebron) terrorisiert.

B’Tselem sammelte über 20 Aussagen von Personen, die im Sommer 2024 in der Stadt misshandelt wurden. »Die Opfer berichteten von körperlichen und psychischen Misshandlungen, darunter Schläge, Auspeitschungen, das Ausdrücken von Zigaretten auf ihrem Körper, Schläge auf ihre Genitalien, Injektionen einer nicht identifizierten Substanz, langes Fesseln, Verbinden der Augen, Drohungen, Beleidigungen und mehr«, schreibt die Organisation in ihrem Bericht. »Die Soldaten wählten die Opfer willkürlich aus, während sie ihrem täglichen Leben nachgingen: auf dem Weg zur Arbeit oder nach Hause, beim Kaffeetrinken in ihren Höfen oder beim Erledigen von Besorgungen.«

Männer, Frauen, Jugendliche und Kinder waren gleichermaßen betroffen. Bis auf zwei Personen sei niemand einer Straftat verdächtigt worden, betont B’Tselem. »Die Eskalation der Gewalt in Schwere und Ausmaß ist eine direkte Folge der zunehmenden Entmenschlichung der Palästinenser in den Augen der Israelis«, so B’Tselem. »Die palästinensische Gemeinschaft wird als ununterscheidbare Masse dargestellt und jeder Einzelne wird als Feind wahrgenommen, dem Schaden zugefügt werden darf.«

Ein Beispiel: Am Abend des 15. August 2024 klopften israelische Soldaten dem Bericht zufolge an die Tür des 55 Jahre alten Muhammad Dschabar. Sie brachten ihn zu einem Checkpoint. Dort zeigten sie ihm ein Video, auf dem sein Sohn und sein Neffe zu erkennen waren. Der Neffe trug eine Plastiktüte. Die Soldaten behaupteten, darin würde sich eine Waffe befinden. »Ich sagte ihnen, unsere Kinder hätten mit solchen Dingen nichts zu tun«, erzählte Dschabar gegenüber B’Tselem. Daraufhin hätten sie ihn als Lügner beschimpft. »Einer der Soldaten verband mir die Augen und fesselte meine Hände mit Kabelbindern auf dem Rücken und zog sie fest (…) und zwang mich, am Kontrollpunkt auf dem Boden zu knien.«

Bis drei Uhr morgens habe er so verharren müssen, bis sie ihn in einen Jeep verfrachteten und in ein Militärlager brachten. »Dort (…) zwangen sie mich erneut, mit gesenktem Kopf im Hof ​​zu knien.« Nach einer Stunde sei er zu einem anderen Militärstützpunkt gebracht worden, wo er zwei Stunden festgehalten wurde. »Dann fuhr der Jeep an einen Ort, den ich nicht kannte, wo sie mich in einen Raum brachten und mich zwangen, drei Stunden lang in derselben schmerzhaften Position zu knien, immer noch mit verbundenen Augen.« Schließlich sei er in einer Zelle des berüchtigten Ofer-Gefängnisses gelandet. Die Israelis behaupteten, er decke seinen Neffen. Dschabar wies das zurück. »Der Vernehmer wurde wütend und schrie mich an (...) und drohte, meine Kinder zu verhaften.«

Nach vier Tagen in Haft und immer wiederkehrenden Verhören holten sie seinen Neffen in den Verhörraum. Der Neffe sah schlimm aus. »Es war klar, dass er schwer geschlagen worden war und nicht stehen konnte. Er hatte auch Wunden von Schlägen im Gesicht«, erzählt Dschabar. Der Neffe beteuerte, in der Tüte sei nur Grillgut gewesen. Anschließend zwangen die Israelis die beiden sich auszuziehen. Dschabar musste sich selbst und seinem Neffen Haare und Bart rasieren. Dabei hätten sich die Wärter über sie lustig gemacht. Danach wurden sie freigelassen. Ihre Handys erhielten sie nicht zurück.

Die Gewalt sei »eine besonders brutale Manifestation einer systematischen, langjährigen Politik der Unterdrückung, Vertreibung und Enteignung, die dem israelischen Apartheidregime zugrunde liegt«, schlussfolgert B’Tselem. Diese Gewalt habe schon immer »den Umgang des israelischen Apartheidregimes mit den Palästinensern« gekennzeichnet. Nun sei sie aber so offenkundig wie nie zuvor.

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