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Aus: Ausgabe vom 07.12.2024, Seite 7 / Ausland
Niger

Niger enteignet Kolonialisten

Regierung übernimmt Kontrolle über Somaïr-Uranmine von Frankreich
Von Jakob Reimann
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Symbol französischen Einflusses: Geschäftsgebäude der Tochtergesellschaft von Orano in Niamey

Die Behörden in Niger haben die Kontrolle über die Somaïr-Uranmine übernommen, die bis Mittwoch zu knapp zwei Dritteln im Besitz des französischen Konzerns Orano war. Mit dieser bedeutenden Enteignung eines europäischen Konzerns behauptet sich die Regierung um Offizier Abdourahamane Tchiani, die sich im Juli 2023 an die Macht geputscht hatte, gegen die ehemalige Kolonialmacht Frankreich. Somaïr ist die zehntgrößte Uranmine der Welt und die drittgrößte in Afrika. »Der französische Staat«, so Nigers Bergbauminister Abarchi Ousmane im November gegenüber der russischen Nachrichtenagentur RIA, »hat erklärt, dass er die derzeitigen Behörden in Niger nicht anerkennt. Halten Sie es für möglich, dass wir, der Staat Niger, zulassen, dass französische Unternehmen weiterhin unsere Bodenschätze abbauen?«

Uran ist ein wichtiger Export- und Einnahmefaktor für die nigrische Volkswirtschaft und ist auch weltweit von Bedeutung. Sowohl im Ranking der Produzenten als auch bei den Vorkommen liegt das Land auf Platz sieben. Die wertvolle Ressource ist entscheidend für die Kernenergie in Europa, insbesondere in Frankreich. Noch im Jahr 2022 war Niger der größte Uranexporteur in die EU, lag im vergangenen Jahr dann auf Platz vier. Frankreich bezieht rund zwei Drittel seines Stroms aus Atomkraftwerken. Kein anderes Land hat einen größeren Anteil in seinem Strommix. Nach Kasachstan bezog die Grande Nation vor dem Putsch das meiste Uran aus seiner Exkolonie.

Durch neokoloniale Knebelverträge sicherte sich Paris stets den exklusiven Zugang zu den nigrischen Uranvorkommen. Der Konzern Orano (früher Areva) baut seit 1968 in Niger Uran ab und unterzeichnete noch im Mai 2023 ein Abkommen mit der Bazoum-Regierung, das die Interessen des Staatskonzerns im nigrischen Uransektor langfristig absichern sollte. Nach dem kurz darauffolgenden Umsturz im Juli liefen die Bergbauaktivitäten in der Somaïr-Mine zunächst zwar weiter, wurden ab September wegen angeblicher Wartungsarbeiten an einer Verarbeitungsanlage jedoch unterbrochen. Bereits im Juni hatte die Militärregierung Orano die Konzession zur Ausbeutung der Imouraren-Mine im Norden entzogen.

Die Tchiani-Regierung fordert Geschäftsverhältnisse auf Augenhöhe. Nun könnten türkische und russische Firmen in den nigrischen Uransektor investieren. Die Enteignung der Somaïr-Mine ist nur die letzte Episode in der Emanzipation von den ehemaligen Kolonialherren. Schon kurz nach dem Coup war der französische Botschafter zur Persona non grata erklärt und darauf auch das französische Militär aus dem Land gejagt worden.

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