TV-Duell nur im Radio!
Von Pierre Deason-TomoryFolgende Eilmeldung erreichte kurz vor Redaktionsschluss die mit 16 Mitarbeitern kaum noch besetzte Radiokolumnenredaktion:
ARD schlägt Verlegung der TV-Duelle zur Bundestagswahl ins Radio vor (dda) – Eine Livesendung auf ihren Senderketten könnte alle bisher geplanten Debatten ersetzen, erklärte der ARD-Vorsitzende Kai Raffke, Pardon, Gniffke (SPD/AO, 392.530 Euro Jahresgehalt). Teilnehmen würden Habeck, Lindner, Merz, Scholz, Söder, Wagenknecht, Weidel (die letzten zwei stehen nur wegen der alphabetischen Reihenfolge wie ein Hufeisen nebeneinander) und eine Hälfte der Spitzenkandidaten der Reste der Partei Die Linke (Menschewitzki). Die Sendung soll auf DAB Plus mit Untertiteln übertragen werden, Söders Wortbeiträge kommen auf Deutsch, die von Weidel auf Englisch (für Musk und Trump) und Russisch (für Putin). Man freue sich, drei große Namen des deutschen Fernsehens für die Moderation gewonnen zu haben: Caren Miosga (ARD), Stefan Raab (Fernsehfleischhändlerverband) und Florian Kellermann (DLF/Abt. Fremde Heere Ost). Letzterer wird aus einer Schwimmhalle zugeschaltet, damit er beim Geifern nicht die Studiotechnik vollsabbert.
Hier das Letzte vom Radiojahr 2024: Eine fast dreistündige Aufnahme des »Oblomow« von Iwan Gontscharow (WDR 2003, Di., 15.04 Uhr, WDR 3). »Die Fledermaus« von Johann Strauss (Sohn), live aus der Wiener Staatsoper, dazu darf man schon »ein Glas Champagner öffnen« (Di., 19 Uhr, Ö 1). Das traditionelle Kettenpointenmassaker »Tilt!« mit Urban Priol (Di., 20.03 Uhr, WDR 5). Und bis zum Feuerwerk weckt Zündfunker Ralf Summer »Die Toten des Pop-Jahrgangs 2024« (Di., 22.03 Uhr, Bayern 2).
Am Neujahrsmorgen gibt es etwas gegen Kopf- und Leberschmerzen, Doktor Erich Kästners Lyrische Hausapotheke«, es lesen Sprecherinnen und Sprecher des WDR-Stimmwerks (2017, Mi., 7.04 Uhr, WDR 5). HR 2 Kultur therapiert mit Gift und serviert »Fisch zu viert«, eine Lady- und Mordskomödie von Wolfgang Kohlhaase und Rita Zimmer. Die Herkunft der Produktion hat ein Orwellscher Hessischer Rundfunk in seiner Programmankündigung verminiwahrt, wir reichen nach: Berliner Welle/Rundfunk der DDR 1968 (Mi., 14.04 Uhr). Später das Jüngste von Alexander Kluge und Karl Bruckmaier, »Der Stein in der Tasche« (BR 2024, Mi., 18.30 Uhr, DLF Kultur).
Am Wochenende läuft ein Milljöhkrimi, »Westmarkt 1/2« von Selim Özdoğan und Denis Kundic (WDR 2024, Fr., 19.03 Uhr, WDR 3, Sa., 17.04 Uhr, WDR 5). In »Blasse Stunden« von Manuela Tomic fährt ein junges Mädchen mit ihrer Familie im Auto von Kärnten zu Großvaters Beerdigung in der alten bosnischen Heimat, und die Familie im Wagen redet (ORF 2023, Sa., 19.04 Uhr, WDR 3). Die ARD-Kulturwellen präsentieren zwei tragische Familienopern von Leonard Bernstein: »Trouble in Tahiti« und »A Quiet Place«; gespielt wurde im Oktober 2024 im Royal Opera House London (Sa., 20.03 Uhr, BR Klassik, HR 2 Kultur, NDR Kultur, Radio 3, SR 2 Kultur, SWR Kultur, WDR 3). Mehr zum Thema Troubles und Family in »Was ich dir noch erzählen wollte«, ein »Dok 5«-Feature, das von einem Familienhörbuchprojekt handelt (HR 2024, So., 13.04 Uhr und Mo., 20.03 Uhr, WDR 5). Im letzten Vorschlag dieser Ausgabe erzählt Anton Tschechow, zu hören ist »Die Möwe« in einer schönen, alten Hörspielfassung, deren Herkunft nicht verminiwahrt wurde (RIAS Berlin 1960, So., 18.30 Uhr, DLF Kultur). Die Radiokolumne wünscht einen unfallfreien Start ins neue Jahr. Das alte, haben wir beschlossen, werden wir zurückgeben.
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!
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