Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Aus: Ausgabe vom 04.01.2025, Seite 10 / Feuilleton
Pop

Love hurts

Geht in Ordnung: Kim Deals Soloalbum »Nobody Loves You More«
Von Norman Philippen
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»I’ve had a hard, hard landing« – Kim Deal

Während neue Pixies-Alben sich auch dann noch vor allem nach Frank Black anhören, wenn sie sich vom ursprünglichen Pixies-Sound gemäß allgemeinem Urteil der Musikpresse recht weit entfernt haben, konnte das von Kim Deals Alben bislang kaum behauptet werden. Schon deshalb nicht, weil die Pixies-Ex-Bassistin und Hintergrundstimme bis neulich nie ein Soloalbum veröffentlichte. Nach vier Jahrzehnten im Musikbusiness nun aber schon.

Zu behaupten, es würde wie eine Breeders-Platte ohne Breeders-Personal klingen, wäre unlauter. Schon deshalb, weil auf »Nobody Loves You More« welches mitmacht, Deals Zwillingsschwester etwa. Nach »Nummer sicher respektive 1990er Alternativesound à la Breeders« klingt’s, abgesehen vom Track »Big Ben Beat«, freilich auch nicht. Eher schon danach, dass man das Angebot seiner Partnerin ruhig mal (wieder) annehmen kann, sich auf den Stuhl da zu setzen, um sich ein bisschen den Quatsch aus dem Kopf schlagen zu lassen. Da setzt man sich dann halt einfach mal hin, startet das Album, schließt die Augen, nimmt mit der von Streichern unterstützten Slowmomucke des Openers »Nobody Loves You More« mit »I don’t know where I am / And I don’t care / I just stop at the sight of you standing there / I mean to tell you / Nobody loves you more« die ersten hübschen Dealschen Verse halb wahr. Und während man noch denkt, Deal hört sich hier fast an wie ums Jahr 2000 diese Dido, da – piff! – setzt es – paff! – schon ein, zwei wohlverdiente Schläge. Dass man nur hoffen kann, dass »I don’t care what they say / They can fight it out / I mean to tell you / Nobody loves you more« nicht gelogen ist. Weil so was in manch Momenten auch mal schiefgehen kann.

Es scheint aber wahr – so dass man via doller Dealscher Bassline sodann die (rettende) »Coast« (nicht) erreicht und, uff, nur zustimmen kann: »I’ve had a hard hard landing / I ­really should duck and roll out / Out of my (ouch) life«. Da dort aber – flatsch! – kein Weg ist, die Ente zu machen, bleibt man lieber da und drin. Weil »It’s wicked fine, fine, fine«, wie Deal nicht erst fröhlich intonieren müsste. So, at least, »they say ­while they’re wailing on short line«. An kurzer Leine zufrieden für den Moment, gehen, gnargh, Grüße raus »to beautiful kids on the coast«, weil, na klar, »Clear­ly all of my life I’ve been ­foolish / Tried to hit hard, but I blew it, blew it / But it don’t even matter / It’s just, just human to want a way out.« Und es, smack!, gibt aber keinen Weg raus. Außer der schmerzlich schönen Einsicht: »Nobody Loves You More«. Oder der, dass es hier letztlich um Kim Deals Seelenstrip geht.

Zu dem es sich elf Songs lang wunderbar in Jogginghose auf der Couch mit einer »Big City Pizza Boston« von Wagner lauschen lässt. So oder so, eine gute Gelegenheit, Kim Deals erstes Soloalbum gar nicht so schlecht bis echt ganz gut gelungen, gar ansatzweise relevant zu finden, sollte sich finden lassen.

Kim Deal: »Nobody Loves You ­More« (4AD/Beggars/Indigo)

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