Dein roter Faden in wirren Zeiten
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Dein roter Faden in wirren Zeiten
Aus: Ausgabe vom 17.01.2025, Seite 10 / Feuilleton
Liebe

Unter Umständen, durchaus

Von Frank Schäfer
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Liebe ist …

Mein Opa konnte mich leicht aus der Fassung bringen damals. Zum Beispiel durch die Frage, ob dieses Mädchen, mit dem er mich auf dem Schützenfest gesehen hatte, meine »kleine Freundin« sei.

Ich begann im Kopf einen Satz zu entwerfen, der aber nach einer Weile des Herumstocherns im grammatischen Nirgendwo endete. Wie erklärte man dem lieben Mann in ein paar Worten, dass es unter Umständen, durchaus, ja, aber hallo, wenn nicht alle Zeichen täuschten, aber vermutlich eher nicht, weil ich zugeben musste, wer kann denn überhaupt wissen, und warum denn ausgerechnet mich, das ist doch völlig ausgeschlossen, ein Wahnsinn, so einen Zufall gibt es doch gar nicht, also vielleicht ja, vielleicht auch nicht, aber auf jeden Fall sollte es so sein, wenn es nach mir ginge, was es aber ja bekanntlich eher selten tat … Da sagte ich mal lieber gar nichts.

»Keine Antwort ist auch eine Antwort«, meinte er nach einer Weile. »Wir haben am Ende alle eine abgekriegt!« Das war als Trost gemeint, verfehlte aber erstaunlicherweise seine Wirkung völlig. Er seufzte schließlich und klopfte mir großväterlich auf den Rücken, froh drum, schon ein paar Jahre raus zu sein aus dem Geschäft.

Neulich traf ich einen guten Bekannten, geschieden, ein Kind, bei einem Konzert Hand in Hand mit einer unbekannten Schönheit. Er wirkte gehemmt, es war offensichtlich ihr erster gemeinsamer Auftritt in der Öffentlichkeit. Seine Scheu übertrug sich förmlich, keiner wagte es, die beiden anzusprechen. Also ließ man sie in Ruhe und tickerte allenfalls die frohe Kunde dem gemeinsamen Freundeskreis. »Eilmeldung: Olaf hat ’ne neue Ische!«

Beim zweiten oder dritten Gang durch die Gemeinde legte sich seine Unruhe etwas. Er stellte uns vor, man plauderte, und als sie für einen Moment außer Sichtweite war, fragte ich ihn, was denn nun Phase sei. Er hob einmal die Schultern. »Ich weiß auch nur das, was du hier gerade siehst!«

Das hatte beinahe schon etwas Zenhaftes. Und ich dachte plötzlich an meinen Opa. Genau diesen Satz hätte ich ihm gern geantwortet, aber dafür war es längst zu spät.

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