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Erinnerung an mutige Stimme

Von Mumia Abu-Jamal
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Sally O’Brien, »Journalistin für Gerechtigkeit« und Reporterin des öffentlich-rechtlichen New Yorker Radiosenders WBAI-FM, hat dort kürzlich ihre letzte Sendung moderiert und damit nach 35 Jahren bei diesem »Free Speech Radio«, wie es sich selbst nennt, ihre Berufslaufbahn beendet. O’Brians Laufbahn als Radiojournalistin begann 1980 in der Nachrichtenabteilung des Senders WBAI, wo sie sich von der Straßenreporterin zur stellvertretenden Chefredakteurin, zur Interimsdirektorin für öffentliche Angelegenheiten und schließlich zur leitenden Produzentin mehrerer Sendungen entwickelte, darunter die »Sunday News Show«. Über Jahrzehnte arbeitete sie bei dieser Sendung mit der ehemaligen Chefredakteurin des WBAI-Nachrichtenprogramms und Collegedozentin Barbara Day zusammen.

1988 startete sie ihre einzigartige Sendung »Where We Live« (»Wo wir leben«), laut WBAI »eine einstündige wöchentliche Livesendung mit dem Schwerpunkt auf politischen Gefangenen in den USA, dem gefängnisindustriellen Komplex, Unterdrückung, Rassismus, Polizeigewalt und der verheerenden kolonialen Situation in Puerto Rico«. O’Brien moderierte die Sendung regelmäßig gemeinsam mit der schwarzen Aktivistin Safiya Bukhari (1950–2003), die selbst von 1975 bis 1983 wegen Mitgliedschaft in der Black Panther Party und der Black Liberation Army in den USA als politische Gefangene in Haft gesessen hatte.

Die Sendung stellte das Leben von politischen Gefangenen und Kriegsgefangenen aus den antikolonialen Befreiungskämpfen vor und berichtete über ihre Erfahrungen. Mit ihrer rauhen, zugleich eleganten Stimme erzählte Bukhari die Geschichte von Aufbegehren, Widerstand und, ja, Revolution. Nachdem Safiya zu ihren Vorfahren zurückgekehrt war, trat die schwarze Feministin und Künstlerin Dequi Kioni Sadiki als Sallys Komoderatorin an ihre Stelle.

Im Jahr 2008 produzierte Sally O’Brien zusammen mit Jennifer Wagner die Dokumentation »Against the Silence: Families of the Cuban Five Speak Out« (»Gegen das Schweigen: Die Familien der Cuban Five sprechen«). Darin erzählten sie die Geschichte der fünf Kubaner, die in den USA als »Spione« in Haft saßen, weil sie sich gegen den aus den USA kommenden Terror und die Angriffe auf ihr Land eingesetzt hatten. Sally war eine unermüdliche und fleißige Journalistin, und das nicht nur bei WBAI. Sie schrieb unter anderem Beiträge für Printmedien wie The Nation, The National Guardian, The City Sun und The Advocate.

Sie arbeitete nebenbei auch 18 Jahre lang als Tontechnikerin für das United Nations Radio der Vereinten Nationen. In ihren eigenen Radiosendungen beim Sender WBAI berichtete sie auch über meinen Fall und informierte durch ihre journalistische Arbeit eine ganze Generation von Zuhörern in New York über die aktuellen Entwicklungen der juristischen Auseinandersetzung zur Aufhebung meines Urteils. Aber auch mit anderen Fällen politischer Gefangener machte sie ihr Publikum bekannt und stellte ihnen die »Jericho-Bewegung für Amnestie und Anerkennung der politischen Gefangenen in den USA« vor. Sie produzierte Sendungen über Polizeigewalt gegen Puertoricaner und räumte dem Gerechtigkeitskomitee der in den USA landesweit aktiven Massenorganisation »National Congress for Puerto Rican Rights« Sendezeit ein.

Für ihre faire und mutige Berichterstattung über Kuba in der einmal im Monat am Sonntag ausgestrahlten Sendung »Kuba im Fokus« wurde Sally 2017 von Kubas UN-Botschafterin Anayansi Rodríguez Camejo mit der »Felix-Elmuza-Medaille« ausgezeichnet. Mehr als 35 Jahre kämpfte Sally O’Brien auf vielen Feldern des Journalismus.

Einer Quelle zufolge wurde sie in Großbritannien geboren. Die von ihr geliebte Großmutter arbeitete als Journalistin und inspirierte damit ihre Enkelin. Glückwunsch an Sister Sally O’Brien für ihre gute Arbeit!

Übersetzung: Jürgen Heiser

Wie nachträglich durch einen Nachruf des kubanischen Presseportals Cubaperiodistas.cu bekanntwurde, ist Sally O’Brien kurz nach ihrem Eintritt in den Ruhestand am 30. Dezember verstorben. Kuba bedauere, »den Abschied einer Freundin hinnehmen« zu müssen, die »für die Solidarität aus dem Herzen des Imperiums« stehe, »das uns blockiert«.

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