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Aus: Ausgabe vom 20.01.2025, Seite 11 / Feuilleton
Lyrische Hausapotheke

Strukturiert den ganzen Staat um!

Von Andreas Paul

Für Jewgeni Jewtuschenko

*

Ich sehe durchs Fenster die Nacht, übel kontrastreicher Screenshot.

Die Theekanne, meinen Bankrott wiedergewonnener Erden.

In Moskau fiel gestern schon Schnee – artificielle Beschwerden.

Von gräßlicher Dummheit beseelt plagen die Server im Tiefrot.

*

Gemeingut, das immer noch zählt, auch in medialen Gewittern.

Die Wolken vergehn mit dem Wind, blattlos schon bald stehn die Birken,

Im Garten, so hinter dem Haus. Theelichte flackern und wirken.

Den letzten der Äpfel vom Ast esse ich selbst bei den Rittern.

*

Der Nebel, in Schwaden, erdrückt, wenn schon mein Helmbusch jetzt brennt,

Dem glimmenden Wiederbefall eine Sentenz ohne Sinn ab –

Im Keller der Psychologie jedenfalls alles auf Seegrab.

*

Und während ich schlafe, vergeht heimliche Liebe, die wegrennt.

Mein Nachtgesicht zeigt sich im Spiel, trübhell gefärbt kommt der Morgen

Das Frühstück ist continental, darob mach ich mir keine Sorgen.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Joachim S. aus Berlin (20. Januar 2025 um 09:54 Uhr)
    Die Theekanne ist also schuld, wenn dem brennenden Helmbusch eine Sentenz ohne Sinn aberdrückt wird. Welch ein Bankrott wiedergewonnener Erden. Oder nur artificielle Beschwerden von gräßlicher Dummheit? Trübhell gefärbt kommt endlich der Morgen. Also keine Sorgen: Wortgewitter bringen Erleuchtung. Oder auch nicht. Weil der Screenshot nur übel kontrastreich ist. Mehr lässt sich nicht sagen: Die Poesie verging wohl mit den Blättern der Birken. Und dem Wind. Bei den Rittern im Nebel. Wie schade!

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