Jubel im Gazastreifen nach Berichten über Waffenruhe
Gaza/Tel Aviv. Berichte über den Abschluss einer Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen haben am Abend Jubel unter Palästinensern ausgelöst. Tausende Menschen im Gazastreifen versammelten sich in Gruppen auf den Straßen, um zu feiern, wie AFP aus Deir al-Balah und anderen Gegenden berichteten. Die Menschen tanzten, umarmten einander und fotografierten sich. Kurz zuvor hatte es aus Verhandlungskreisen in Doha, der Hauptstadt des Vermittlerlandes Katar geheißen, nach intensiven indirekten Verhandlungen hätten Israel und die Hamas einer Waffenruhe im Gazastreifen und der Freilassung von Gefangenen zugestimmt. Ein Vertreter der US-Regierung bestätigte die Einigung, der künftige US-Präsident Donald Trump begrüßte den Durchbruch. Aus Tel Aviv hieß es in Reaktionen auf die Berichte über eine Einigung am Abend allerdings, die israelische Regierung hoffe, »letzte Fragen« noch heute lösen zu können. Wie das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu mitteilte, seien in letzter Minute vorgebrachte Forderungen der Hamas von Israels Regierungschef »erfolgreich abgewiesen« worden. Es gebe »in dem Entwurf noch mehrere ungeklärte Klauseln«, letzte Details müssten »finalisiert werden«, hieß es in der Mitteilung.
Mehrere israelische Medien hatten zuvor berichtet, dass sich beide Seiten auf eine Waffenruhe und die Freilassung von Gefangenen geeinigt haben. Eine offizielle Bestätigung werde in den kommenden Stunden erwartet. Das katarische Außenministerium, das monatelang als Vermittler tätig war, will nach eigenen Angaben auf einer Pressekonferenz über die Verhandlungen berichten. Das Außenministerium postete am Abend auf der Plattform X einen Link zu einer Live-Übertragung. Eine Uhrzeit nannte das Ministerium nicht.
Vorab hatte es von der israelischen Regierung geheißen, dass in einer ersten Phase die schrittweise Freilassung von 33 israelischen Geiseln geplant sei. Aus dem Umfeld der Hamas hieß es, dass im Austausch rund 1.000 palästinensische Gefangene freigelassen würden, darunter auch Menschen, die langjährige Haftstrafen verbüßten.
Im Gazastreifen, der weitgehend zerstört und verwüstet ist, wurden nach Angaben der dortigen Gesundheitsbehörde seit Oktober 2023 mehr als 46.700 Menschen bei israelischen Angriffen getötet, die nach dem Angriff der Hamas auf israelisches Territorium am 7. Oktober 2023 begannen. Eine statistische Analyse von Wissenschaftlern der London School of Hygiene and Tropical Medicine kam allerdings vor wenigen Tagen in der Zeitschrift The Lancet zu dem Ergebnis, dass allein bis zum Juni 2024 rund 64.300 Menschen getötet wurden. Das entspräche 2,9 Prozent der Vorkriegsbevölkerung des Gazastreifens. Nicht berücksichtigt wurden dabei Todesfälle durch Unterernährung, Krankheiten und den Zusammenbruch der Gesundheitsversorgung infolge der Zerstörung der Krankenhäuser durch die israelische Armee. (dpa/AFP/jW)
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