Globale Macht mehren
Von Jörg KronauerDer Wettlauf um die globale Führung bei Entwicklung und Nutzung von künstlicher Intelligenz (KI) geht in die nächste Runde. Am Montag war gemeldet worden, China habe einen neuen Fonds zur Förderung von KI geschaffen; der National AI Industry Investment Fund stelle 8,2 Milliarden US-Dollar bereit, um KI-Innovationen in der Volksrepublik zu beschleunigen. Am Dienstag zogen die Vereinigten Staaten nach. US-Präsident Donald Trump gab die Gründung von Stargate bekannt, einem neuen Joint Venture von Open-AI, Oracle und der japanischen Softbank, das zunächst 100 Milliarden US-Dollar investieren wird, im Verlauf der nächsten vier Jahre womöglich insgesamt sogar 500 Milliarden US-Dollar. Um seinen Rivalen Beijing aus dem Feld zu schlagen, zieht Washington längst sämtliche Register, schneidet die Volksrepublik beispielsweise eisern von KI-Chips ab. Das genügt aber nicht: Wer global Nummer eins sein will, muss mehr tun, als den Rivalen zu schwächen, er muss selbst erstarken.
Das ist um so wichtiger, als KI gegenwärtig als Schlüsselbranche gilt. Nicht nur, dass sie riesige Profite verspricht; Schätzungen gehen für die Zeit um 2030 von einem Marktvolumen von Hunderten Milliarden US-Dollar jährlich aus. KI wird darüber hinaus das Potential zugeschrieben, große Teile der Wirtschaft umzugestalten, und zwar wohl so weitreichend wie einst bei der Einführung von IT. Wer bei KI vorn liegt, dem steht ökonomisch also die Zukunft offen, wer zurückfällt, hat schlechte Karten. Und nicht nur das. Längst wird KI militärisch genutzt. Erst kürzlich hat ein deutsches Unternehmen international Schlagzeilen gemacht, das KI-gesteuerte Drohnen herstellt und damit zu einem der erfolgreichsten Startups in Europa aufgestiegen ist. Künftige Kriege werden unter Rückgriff auf KI geführt, vielleicht sogar von besonders effizienter KI entschieden. Klar: Das verschärft die ohnehin schon erbitterte Rivalität um die globale Führung in der Branche noch mehr.
Diese Situation im Blick, hat eine Fraktion der Techmilliardäre aus dem Silicon Valley im US-Wahlkampf auf Trump gesetzt. Der hatte erkennen lassen, dass er bereit sei, die KI-Branche in hohem Maß zu deregulieren, um – Risiken hin, Gefahren her – per Entfesselung aller Kräfte den globalen Konkurrenzkampf gegen China zu gewinnen. Schon mit den ersten Dekreten hat er jetzt geliefert. Außerdem hat er Techmilliardäre an die Schalthebel der Macht gesetzt – nicht nur Elon Musk, der mit X AI ein Gegenstück zu Open-AI gegründet hat. Zuständig für KI ist in Trumps Regierung der Techmilliardär David Sacks, der dessen Wahlkampf mitfinanziert und dafür nun den Posten des wichtigsten KI-Beraters, des »KI-Zars«, erhalten hat. Trump, Sacks und andere werden dafür sorgen, dass die KI-Deregulierung nicht bei Trumps ersten Dekreten von Montag dieser Woche steckenbleibt. Auf dass Stargate und andere KI-Vorhaben die Profite der neuen Techoligarchen wie auch die globale Macht ihres Staates mehren.
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