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Aus: Ausgabe vom 24.01.2025, Seite 11 / Feuilleton
Trauerarbeit

Hat gerade noch gefehlt

Um Trauernden Trost zu spenden, gibt es auf dem katholischen Friedhof St. Hedwig/St. Pius in Berlin-Hohenschönhausen jetzt einen ganz besonderen Automaten. Am »Kiosk der Kostbarkeiten« können sich die Besucherinnen und Besucher des Friedhofs für jeweils zwei Euro Päckchen kaufen, die sie bei ihrer Trauer unterstützen sollen. Fünf unterschiedliche Boxen sind einem Sprecher des Erzbistums Berlin zufolge in dem Automaten vorhanden. Sie tragen esoterisch verblasene Namen: »Weggefährten«, »Lichtblick«, »Trostgold«, »Bauchgefühle« und »Sternstunden«. Der Inhalt der Boxen ist kunterbunt gemischt. Nach Angaben von Carla Böhnstedt, Referentin für Citypastoral im Erzbistum Berlin, enthält die »Trostgold«-Box zwölf verschiedene selbst gestaltete Trauerkarten inklusive zwölf Magneten zum Befestigen. Die »Bauchgefühle«-Box enthalte – kein Scheiß – einen Knautschball und sechs Samenkugeln, um die Wut an dem Ball auszulassen, aber mit den Pflanzensamen dennoch mutig in die Zukunft blicken zu können. Man habe sich Gedanken – ach, wirklich? – über die Trauer der Menschen gemacht, um die unterschiedlichen Emotionen der Trauernden mit dem Inhalt der Päckchen abzudecken, sagte Böhnstedt. Der Kiosk wurde zusammen mit einer künstlerischen Projektgruppe entwickelt. Er soll Menschen unterstützen, die selbstbestimmt und anonym trauern, aber nicht allein sein wollen. Was soll man sagen? Gut gemeint ist nicht zwingend gut gedacht. (dpa/jW)

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