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Aus: Ausgabe vom 27.01.2025, Seite 5 / Inland
Maritime Wirtschaft

Mehr Schutz für Küstengewässer gefordert

Offener Brief für Einleitungsverbot von »Scrubber«-Schiffsabwässern ins Meer
Von Burkhard Ilschner
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Auch wenn Schiffsabgase gereinigt werden, wird belastetes »Scrubber«-Abwasser bislang in die Meere gespült

Es geht um mehr Schutz für Küstengewässer. Und um ein skurriles, weil selbstgemachtes Problem. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) fordert im Namen von mehr als 40 europäischen Umweltschutzverbänden in einem offenen Brief an die Oslo-Paris-Kommission (Ospar), die zwischenstaatliche maritime Organisation der 15 Nordostatlantikanrainer: Sie soll noch in diesem Sommer für ihre Mitglieder ein Einleitungsverbot für Schiffsabwässer aus bordeigenen Abgaswaschanlagen, sogenannten Scrubbern, innerhalb nationaler Hoheitsgewässer – der Zwölf-Seemeilen-Zone – beschließen.

Jahrzehntelang durfte die Schiffahrt ihre Maschinen mit Schweröl, giftig-dreckigem Raffinerieabfall, betreiben; erhebliche Luftverschmutzungen, insbesondere durch Schwefel, aber auch durch Ruß und die Freisetzung weiterer Giftstoffe, wurden dabei in Kauf genommen. Ebenfalls jahrzehntelang wurde um Verbote gerungen. Zuständig ist aber die UN-Schiffahrtsorganisation IMO, in der Billigflaggenstaaten das Sagen haben. So wurden Lösungen immer wieder verschleppt.

Vor fünf Jahren trat endlich weltweit eine, wenn auch halbherzige, IMO-Regelung in Kraft. Seit Januar 2020 müssen Schiffe – ökologisch unbedenkliche Antriebsarten waren und sind Ausnahme – entweder saubereren Treibstoff, sogenannten Marinediesel, verwenden. Oder sie müssen einen der erwähnten »Scrubber« einbauen lassen, der die Schwefelkonzentration im Abgasstrom mit Hilfe von Wasser auswäscht. Das meiste Waschwasser jedoch landet schwefel- und schadstoffbelastet im Meer.

Es geht um Geld, um die Betriebskosten der Schiffahrt: Der nachträgliche Einbau eines »Scrubbers« kann leicht einen einstelligen Millionenbetrag kosten. Dafür darf dann beim Treibstoff gespart werden – Marinediesel kostet aktuell rund ein Drittel mehr als Schweröl, oft ist der Unterschied aber auch höher. Aber der ökologische Preis ist hoch. Das »Scrubber«-Abwasser enthält neben dem ausgewaschenen Schwefel auch Schwermetalle (Vanadium, Nickel, Kupfer, Eisen, Zink) sowie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und vergiftet Meeresorganismen so erheblich.

Dieses bekannte Problem wird seit Jahren aufgeschoben. Nabu-Schiffahrtsexpertin Raija Koch appellierte an die Ospar nun, das Warten auf einen globalen Konsens dürfe »nicht als Ausrede für Untätigkeit dienen«. In dem offenen Brief wird die Ospar aufgefordert, eine Vorreiterrolle einzunehmen »und die Vorsorgeprinzipien und den Schutz der marinen Ökosysteme in den Mittelpunkt zu stellen«. 14 Organisationen haben den Brief unterzeichnet, neben dem Nabu unter anderem auch die Föderation Seas at Risk, die ihrerseits mehr als 30 Verbände vertritt.

Einzelstaatliche Vorreiter gibt es bereits. So hat Dänemark ein gesetzliches Einleitungsverbot für »Scrubber«-Abwässer in seine eigenen Küstengewässer verhängt, das ab Juli 2025 in Kraft tritt; Schweden ist diesem Vorgehen gefolgt. Internationale Studien ebenso wie etwa das Umweltbundesamt plädieren seit langem für entsprechende Maßnahmen. Unterschiedlichen Schätzungen zufolge fahren heute 25 bis 33 Prozent der weltweiten Bestandsflotte noch immer mit »Scrubbern« und Schweröl. Wiederholt hat der Nabu vor allem die globale Kreuzschiffahrt kritisiert, die »ihren Klimaschutzversprechen bisher kaum Taten folgen« lasse. Die weltgrößte Reederei MSC aus Genf steht nicht nur wegen ihrer Kreuzfahrt-, sondern auch bezüglich ihrer Containerflotte in der Kritik, weil sie selbst Neubauten mit »Scrubbern« ausstatten lässt, statt andere Antriebe zu bevorzugen.

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