Panama im Trump-Strudel
Von Volker HermsdorfDonald Trumps Drohungen gegen Panama zeigen Wirkung. Nachdem der neue US-Präsident in seiner Antrittsrede erneut angekündigt hatte, den Panamakanal für die USA »zurückzuerobern«, sind die Anleihen des mittelamerikanischen Landes in eine problematische Schieflage geraten. Die US-Investmentbank J. P. Morgan hat ihre Beurteilung der Kreditwürdigkeit herabgestuft und die Bewertung von Panama-Anleihen von »übergewichtet« (overweight – beinhaltet eine Anlageempfehlung) auf »Marktgewicht« gesenkt (market weight – legt Kaufzurückhaltung nahe). Die Banker begründeten ihre Entscheidung unter anderem mit der »geringen Klarheit über das Endergebnis« des Konflikts.
Auch andere Institutionen haben davor gewarnt, dass Trumps Drohung ernsthafte Konsequenzen für das kleine Land haben könnte. So habe die US-Ratingagentur Fitch ihre Bewertung für Panama bereits auf »Ramsch« gesenkt und wenn andere Agenturen wie Moody’s, die das Land mit einer »Herabstufungswarnung« versehen hat, oder S & P Global (beide ebenfalls US-amerikanisch) diesem Beispiel folgten, würden Panamas Wertpapiere »aus den wichtigsten Indizes für reine Investment-Grade-Anleihen gestrichen werden«, berichtete Reuters Ende vergangener Woche. Das wiederum werde wahrscheinlich weitere Verkäufe auslösen. Die Kreditwürdigkeit des Landes habe zwar schon gelitten, als Trump im Wahlkampf seine Ansprüche auf dem Wasserweg aufbrachte, doch die Wortwahl in seiner Amtseinführungsrede am Montag habe die Problematik noch einmal verschärft, so die Experten von J. P. Morgan.
Für Anleiheinvestoren besteht die Sorge darin, dass Panamas ohnehin schon schwächelnde Zahlungsfähigkeit weiter herabgestuft werden könnte, wenn Trumps Taktik dazu führt, dass das Land mit dem Kanal weniger Geld verdient. Genau das könnte das Kalkül sein, mit dem der US-Präsident die Daumenschrauben bei Panamas rechtem Staatschef José Raúl Mulino ansetzt. Der gibt sich formal zwar kämpferisch, hat das Land aber als einen der engsten Verbündeten Washingtons in die Abhängigkeit von dort getroffenen Entscheidungen manövriert. Für diese Woche hat sich US-Außenminister Marco Rubio bereits in Panama-Stadt auf seiner ersten Auslandsreise angekündigt.
Trumps Drohungen und »das Gespenst einer weiteren US-Intervention lassen die Alarmglocken in einem Land läuten, das sowohl auf seine gleichnamige Wasserstraße als auch auf gute Beziehungen zu Washington angewiesen ist«, berichtete CNN Anfang vergangener Woche über die Reaktionen. »Der Kanal ist unser Öl, und das ist so, als würde man drohen, Saudi-Arabien das Öl wegzunehmen und die Ölquellen zu beschlagnahmen«, kommentierte der panamaische Politiker und Autor Ovidio Díaz-Espino. »Das wäre verheerend für das Land. Wir blieben mit den Schulden zurück und ohne die Einnahmen.«
Das nur rund 4,5 Millionen Einwohner zählende Panama ist auf die lukrativen Gebühren für die Benutzung der Wasserstraße angewiesen, die jährlich von bis zu 14.000 Schiffen befahren werden kann. Im Jahr 2024 wurde ein Gewinn von fast fünf Milliarden Dollar erzielt. Laut einer im Dezember von der zur Interamerikanischen Entwicklungsbank gehörenden IDB Invest veröffentlichten Studie stammen 23,6 Prozent der jährlichen Einnahmen des Landes aus dem Kanal und den damit verbundenen Dienstleistungen.
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