Mutiger Gewerkschafter gegen Apartheid
Von Mumia Abu-Jamal
Schon in jungen Jahren begann Howard Keylors politische Praxis im Dienste der Arbeiterklasse, als er den Alltag der Bergarbeiter im Steinkohleabbau kennenlernte. Im ländlichen Ohio, in den östlichen Ausläufern der Appalachen des Mittleren Westens der USA, wuchs der 1925 geborene Howard in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Minen auf und erlebte das starke Gefühl der Solidarität unter den Arbeitern.
1959 ließ er sich als Hafenarbeiter registrieren und entwickelte sich zum radikalen Gewerkschafter und revolutionären Aktivisten für seine Klasse und insbesondere für seine Arbeitskollegen. Die Docks wurden zu seiner ständigen Basis für die gewerkschaftliche Organisierung der Kollegen und den Widerstand gegen die Herrschenden.
Als Südafrikas schwarze Bevölkerung noch unter dem Apartheidsystem litt, stellte Kollege Keylor beim Ortsverband »Local 10« der Hafenarbeitergewerkschaft ILWU (International Longshoreman and Warehouse Union) den Entschließungsantrag, die Schiffe des Apartheidregimes in den kalifornischen Häfen nicht mehr zu entladen. Zu seiner Überraschung nahmen die Mitglieder des Ortsverbands den Antrag einstimmig an.
Als Südafrikas Freiheitskämpfer Nelson Mandela den Ortsverband der ILWU 1990 während seiner Welttour besuchte, lobte er das mutige Handeln von Howards Gewerkschaft. Mandela sagte, »Local 10« stehe an vorderster Front im weltweiten Kampf gegen das rassistische Apartheidsystem. Das entsprach genau der Vision der Klasseneinheit, wie sie Howard Keylor vorschwebte.
Keylor war zeit seines Lebens ein Revolutionär, der alle Kämpfe als Herausforderung ansah, die es zu bewältigen und siegreich zu führen galt. Er kämpfte für soziale Gerechtigkeit und eine bessere Welt. Er kämpfte auch gegen mein Todesurteil und für meine Freiheit. Wir erinnern uns an ihn als einen Mann, der seine Lebenszeit zum Wohle seiner Klasse sinnvoll nutzte. Auf einer Trauerfeier am 25. Januar in San Francisco gedachte seine Gewerkschaft Howard Keylors außergewöhnlichen Lebens im Einsatz für die Klasse der Arbeiterinnen und Arbeiter und für die Befreiung von kapitalistischer Ausbeutung und Unterdrückung. Ich danke dir, Bruder!
Übersetzung: Jürgen Heiser
Einen Tag vor seinem Nachruf auf Howard Keylor sandte Mumia Abu-Jamal eine Solidaritätsbotschaft an die »Merrimack Four«, die in den USA 60 Tage Knast absaßen. Er sei »beeindruckt vom Geist der Gruppe der vier propalästinensischen Aktivistinnen«, die ihren militanten Protest gegen eine Filiale von Israels größter Waffenschmiede, der Firma Elbit Systems mit Sitz in Merrimack, New Hampshire, gerichtet hatten. Paige B., Sophie R., Bridget S. und Calla W. seien »mutige junge Aktivistinnen, denen wir zu ihrem Kampf gratulieren«. Abu-Jamal rief ihnen zu: »Macht weiter so!«
Ihre Aktion hatte im November 2023 stattgefunden, kurz nach Beginn der israelischen Bombardierung Gazas, als Teil einer landesweiten Kampagne von »Palestine Action U. S.« gegen Elbit. In Merrimack blockierten sie die Zufahrt zum Werk, färbten die Fassade des Bürogebäudes blutrot ein, zerschlugen Fenster und ließen vom Dach mit grünen, weißen und roten Rauchfackeln die Nationalfarben Palästinas in den Himmel aufsteigen.
Die ursprüngliche Anklage sah zunächst bis zu 37 Jahre Haft für die vier Frauen vor, obwohl ihnen nur Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung nachzuweisen waren. Nach heftigen öffentlichen Protesten und einem langwierigen Verfahren reduzierte die Staatsanwaltschaft die Anklage schließlich, und den Angeklagten wurde am Ende neben den sechs Wochen Haft auferlegt, sich den sechs Elbit-Werken in den USA nicht mehr zu nähern. »Ich habe mit Freunden aus Palästina gesprochen, die verhaftet, verhört und in Gefängnissen gefoltert wurden«, erklärte Calla W. gegenüber The Intercept und verglich ihre eigene Verurteilung mit der israelischen Praxis, Palästinenser ohne Prozess auf unbestimmte Zeit für Jahre in »Verwaltungshaft« zu nehmen. »Wir wissen wenigstens, wie lange wir inhaftiert sein werden«, so Calla W. (jh)
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